35 Jahre ohne einen freien Tag
[E] LIU Xiafan ist Pastor einer Gemeinde in Luhe in der Provinz Jiangsu in der sich sonntags rund 2.500 Gläubige zu den Gottesdiensten treffen. Weil viel zu wenige Pastoren zur Verfügung stehen, hat LIU in 35 Jahren noch keinen freien Tag gehabt. Selbst an dem Tag, als seine Tochter heiratete, musste er noch einen Dienst übernehmen. Trotzdem ist er sehr zufrieden mit seiner Situation, denn an vielen anderen Orten sehe es wesentlich schlechter aus. Im Durchschnitt werden in China 6.700 Gläubige von einem einzigen Pastor betreut. In seinem Distrikt gibt es 45.000 Gemeindeglieder, die sich in 40 Kirchen treffen für die außer ihm noch 3 weitere Pastoren zuständig sind. Hocherfreut ist LIU darüber, dass aus diesem Gemeindeverband inzwischen nun 44 junge Leute am Predigerseminar in Nanjing studieren und später zurückkommen wollen.
Internationale Studentenmission
[CS] In China gab es im vergangenen Jahr nicht weniger als 489.200 ausländische Studenten. Dies ist eine großartige Gelegenheit für gläubige Studenten sowohl unter den ausländischen als auch unter den chinesischen Kommilitonen missionarisch tätig zu sein.
Aus Politik & Gesellschaft
Das Grummeln unter Intellektuellen wird wohl doch lauter
[BB, IS, SCMP] Die durch den Aufsatz von Professor XU Zhangrun angestoßene Kritik an der Regierung und damit an Staatspräsident XI Jinping hat wohl doch wesentlich größere Kreise gezogen als ursprünglich vermutet. So hat die Kommunistische Partei nun angekündigt, eine neue Initiative zur Propagierung eines „zum Patriotismus strebenden Geistes“ unter den Intellektuellen und Akademikern und den Angehörigen öffentlicher Einrichtungen zu unternehmen. Ziel seinen insbesondere junge Intellektuelle und solche der mittleren Jahrgänge.
Umerziehungslager in riesigem Ausmaß
[CDT, UCAN, XH] Schon seit langem ist bekannt, dass die chinesischen Behörden in der Autonomen Region Xinjiang in großem Ausmaß Umerziehungslager für die dort lebenden rund 15 Mio. muslimischen Uiguren unterhält. Weil es sehr oft innerhalb dieser Volksgruppe zu gewaltsamen Protesten gegen die Chinesen gekommen ist, bestrafen die Behörden selbst minimalen Ungehorsam mit der Einweisung in ein Umerziehungslager. So können Uiguren bereits durch das Tragen eines langen Bartes, die Ablehnung der Nutzung eines der staatlichen Medien oder wenn sie einem Neugeborenen einen extremen muslimischen Namen geben Anlass zur Einweisung in ein Umerziehungslager sein. Dort werden sie zwar in der chinesischen Sprache Mandarin und in kultureller Integration unterrichtet, doch über die Schulung der Arbeitsfähigkeit ist ein weites Feld an Zwangsarbeit bis hin zur Folter geöffnet. Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, dass bisher bereits 2 bis 3 Millionen Uiguren diese Umerziehung und Entradikalisierung haben über sich ergehen lassen müssen und es gibt Berichte, es befänden sich derzeit rund 1 Million Uiguren in solchen Lagern. Darüber hinaus gibt es auch offene Umerziehungseinrichtungen, an denen die dazu verpflichteten Uiguren abends oder an mehrtägigen Seminaren teilnehmen müssen.
Der Sprecher des Außenministeriums in Peking, LU Kang, bezeichnete am 14. August solche Berichte als falsche Anschuldigungen, die für politische Zwecke von verdeckten Motiven gesteuert würden. Die Maßnahmen der Behörden würden sich lediglich gegen terroristische und kriminelle Aktivitäten richten und die Leute aller ethnischen Gruppen in Xinjiang lebten miteinander ein glückliches und harmonisches Leben.
Der globale chinesische Überwachungsdienst geht jedoch inzwischen soweit, dass Uiguren, denen es gelungen ist ins Ausland zu entkommen, dort unter Androhung von Maßnahmen gegen ihre in Xinjiang verbliebenen Familienangehörigen zu Aussagen gezwungen wurden.
Proteste gegen neuen Unsinn in der Familienpolitik
[SCMP] Während der im Jahr 1979 eingeführten und erst im Jahr 2016 abgeschafften Ein-Kind-Politik wurden Familien, die ein zweites Kind zur Welt brachten, mit exorbitanten Strafen belegt und unzählige Frauen wurden zur Abtreibung oder zur Sterilisation gezwungen. Erst als dann die Partei endlich erkannte, dass die Bevölkerung überraschend schnell altert und viel zu wenige junge Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, versuchte man das Ruder herumzureißen. Doch nun war die Mehrheit der Familien aus finanziellen Gründen oder wegen der Karriereplanung nicht mehr bereit zu einem zweiten Kind. Anstelle des erhofften Babybooms gingen die Geburtszahlen in den letzten zwei Jahren weiter nach unten, in manchen Gegenden sogar recht drastisch.
Nun ist der Partei deshalb eine neue Idee eingefallen und sie plant, eine Steuer für alle unter 40-jährigen Chinesen einzuführen, deren Erlös in einen „Reproduktions-Fond“ fließen soll, aus welchem Familien mit mehr als einem Kind finanziell unterstützt werden sollen. Dagegen erhebt sich nun jedoch ein vehementer Protest und selbst HUANG Rongqin, der frühere Chef des Bevölkerungs- und Wirtschaftsinstituts der Wirtschafts-Universität in Peking, bezeichnete diesen Vorschlag als lächerlich.
Quelle: China – Informationen 2018 – 15 (übernommen von AKREF)