Der am vergangenen 22. April gemeinsam mit seinem griech.-orth. Amtskollegen Boulos Yazigi verschleppten syr.-orth. Metropolit von Aleppo, Mar Gregorios Y. Ibrahim, befand sich bis zu Redaktionsschluss noch in den Händen einer Terrorgruppe in Syrien. Weltweit wurde für die Befreiung der beiden entführten Kirchenmänner politischer Druck ausgeübt und gebetet. Der Erzbischof war sich der Gefahr einer möglichen Entführung bewusst. Seine jüngste Weihnachtsbotschaft hatte er in ein dramatisches Gebet gekleidet.
Wir bringen Auszüge daraus:
„Mein Herr, wie können in einem Land, in dem die einfachsten menschlichen Rechte verletzt werden und in dem die Unterdrücker die menschlichen Werte mit Füßen treten, Herzen und Seelen, die der Schmerz erdrückt und die am Ende ihrer Kräfte angelangt sind, sich dem Entzücken der Engel über Gottes Ehre in den Höhen anschließen? Wäre deine Geburt heute, es gäbe keine Hirten. Denn sich in die Nacht mit ihren Herden hinauszuwagen, würde sie versteinern lassen. (…) Könnten sie noch einer Einkerkerung entgehen, würden sie für Lösegeld entführt. (…)
Mein Herr, dieses Jahr hat als Folge dessen, was als ‚arabischer Frühling‘ bekannt wurde, alles zur Unkenntlichkeit verändert. Unsere Straßen, die einmal friedlich waren, sind gepflastert mit Schutt und Blut, übersät mit Körperteilen und Autos, die Bomben zerrissen haben. Auf beiden Seiten der verlassenen Straßen stehen endlos Ruinen und verfallene Gebäude. Kannst du dich ihnen nähern, werden sie dir die Geschichten ihrer Einwohner erzählen, die längst keine glücklichen Einwohner ruhiger Wohngegenden mehr sind. Die Glücklichen unter ihnen, die einem gewaltsamen Tod entkamen, sind nun entwurzelte und vertriebene Flüchtlinge, irgendwo in einem Zelt ihrer elementaren Lebensgrundlagen beraubt, in einem benachbarten Land der Gnade eines eiskalten Himmels ausgeliefert, ohne einen Schimmer von Hoffnung…
Wir rufen und beten, dass diese Weihnacht die Führer der Welt, die Politiker, die Entscheidungsträger, die Kriegstreiber und die Kriegshändler inspiriert, ihre Worte zu verkleinern, das Blutvergießen zu beenden, eine Waffenruhe herzustellen, alle Formen von Waffengewalt zu beseitigen und die Kriegsparteien an einen runden Tisch zu bringen…“
Mar Gregorios Youhanna Ibrahim
(syr.-orth. Metropolit von Aleppo)