„Kirche in Not“ Meldung ist wenig hilfreich, latente Islamophobie und Fehler erschweren die Lage

(Wien, 9. August 2020). Die Meldung der katholischen Hilfsorganisation „Kirche in Not“ zum pakistanischen Fall Maira (Kathpress vom 7.8.2020) ist wenig hilfreich. Die ökumenische Menschenrechtsorganisation Christen in Not betreut den Fall seit der Entführung des heute 14-jährigen Mädchens (damals 13 Jahre alt) am 26. April 2020 (nicht Anfang Mai), stellt den Anwalt, finanziert die Berufung, muss aber etliche Mängel im vorliegenden Bericht der deutschen Kollegen feststellen:

Im berichteten Urteil geht es um den Lahore High Court. Das ist ein Provinzgerichtshof und keinesfalls der „Supreme Court“, wie die Pressemeldung berichtet – sonst wäre eine Berufung nicht möglich. Christen in Not liegt das Urteil vor und wir arbeiten gerade an der Berufung vor dem Supreme Court.

Unser Anwalt, Khalil Tahir Sandhu, war bis 2018 Minister für Menschenrechte und Minderheitenangelegenheiten im Punjab und Christen in Not hat ihn auch schon in Wien zu Gast gehabt. Seine Aussage: „Das ist ein islamisches Urteil“ ist korrekt, im Kontext ist das Urteil aber dennoch ein kleiner Etappensieg. Die Volljährigkeit von Maira wurde NICHT behauptet und die gefälschten Dokumente NICHT anerkannt. Aber es ist ein Urteil auf Basis des islamischen Eherechts in Widerspruch zum Zivilrecht. Jetzt wird es ein Leichtes sein, beim Supreme Court, wie in vielen vorherigen Fällen auch, die Ehe zivilrechtlich für ungültig zu erklären.

Maira Shahbaz ©ChristeninNot

Pauschale Urteile emotional verständlich, aber nicht hilfreich

Katastrophal ist das Zitat von Lala Robin bei „Kirche in Not“, dass „mit diesem Urteil…kein christliches Mädchen in Pakistan in Sicherheit (ist)“. Robin war zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Weise Teil des Falles, er war ein Zuschauer, wie viele andere auch. Als Freund der Familie ist er sehr emotional betroffen, was seine Worte erklärt. Dies in einem offiziellen Interview als scheinbar objektive Prozessbeobachtung zu nutzen, treibt einen Keil zwischen Christen und Muslime. Solche tendenziell islamophoben Wortmeldungen und nur teilweise korrekte Berichte gefährden den Einsatz für Mairas Freiheit. Generalsekretär Dr. Elmar Kuhn: „Wir arbeiten genau und konsequent, aber versöhnend. Pauschalierung werden vermieden, die Rechtswege unaufgeregt und objektiv genutzt. Dabei können wir ggf. auch auf die Unterstützung des pakistanischen Botschafters zählen.“

Nicht Fundamentalisten in die Hände arbeiten

Wird solch eine unsaubere und tendenziös islamophobe Pressemeldung in Pakistan bekannt (was mit Sicherheit anzunehmen ist), so wird ein objektiver Prozess immer schwieriger. Christen in Not erinnert an die aufgeheizte Stimmung des durch Fundamentalisten aufgehetzten Mobs im Fall Aisa Bibi. Sollte der Fall Maira ähnlich instrumentalisiert werden, dann rückt eine schnelle Lösung in weite Ferne. In solchen Prozessen geht es darum, Eskalationen in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Das sollte auch „Kirche in Not“ wissen. Kuhn appelliert: „Eine hilfreiche Berichterstattung nennt die Gräuel gegen Christen in Pakistan beim Namen. Immer muss aber auch differenziert werden zwischen dem Mob und fundamentalistischen Imamen auf der einen und dem funktionierenden Justizsystem in Pakistans Demokratie auf der anderen Seite. Versöhnung braucht Wahrheit, aber keine Sensationslust. Mit Pauschalverurteilungen der Muslime wird Versöhnung unmöglich gemacht.“

Kontakt: Christen in Not -Generalsekretär Dr. Elmar Kuhn – Mobil: +43 699 1936 36 66; kuhn@ChristeninNot.com; ChristeninNot.com

Foto (copyright bei ChristeninNot unter Angabe der Quelle):

  • Maira Shahbaz
  • Christen in Not-Generalsekretär Dr. Elmar Kuhn

ChristeninNot (Christen in Not) setzt sich dafür ein, dass Christen in allen Ländern der Erde ihren Glauben in Freiheit leben und verkündigen können. Grundlage dafür ist Art. 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO ein, wonach „jeder Mensch Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit hat; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, in der Öffentlichkeit oder privat, durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung von Riten zu bekunden.