Leiterinnen eines Waisenheimes in Mossul kamen ohne Lösegeld frei – Weitere Zuspitzung der Situation in der besetzten nordirakischen Stadt

Bagdad – Zweieinhalb Wochen nach ihrer Entführung in der irakischen Stadt Mossul wurden zwei Ordensschwestern freigelassen. Wie das assyrische Nachrichtenportal ankawa.com am 14. Juli berichtete, kamen mit ihnen auch drei weitere Entführungsopfer frei. Der chaldäische Patriarch Louis Raphael I. Sako erklärte in einem Telefongespräch, dass sich die fünf Befreiten nun in der nordirakischen Stadt Dohuk aufhielten und in guter Verfassung seien. Ein Lösegeld sei für sie nicht bezahlt worden.

Die Klosterschwestern hatten davor ihre Waisenkinder in Sicherheit gebracht

Die beiden chaldäisch-katholischen Ordensfrauen, Leiterinnen eines Waisenheimes für Mädchen in Mossul, waren am 28. Juni gemeinsam mit drei ihrer Schützlinge von Unbekannten entführt worden. Nach der Einnahme der Stadt durch die Dschihadistengruppe ISIS hatten die Ordensfrauen die Mädchen ihrer Einrichtung ins 80 Kilometer entfernte Dohuk in Sicherheit gebracht und waren am Tag ihrer Entführung nach Mossul zurückgekehrt, um sich über den Zustand ihres Klosters zu vergewissern.

 17 Tage in einem Haus gefangen gehalten

Wie Patriarch Sako gegenüber dem römischen Nachrichtenportal „AsiaNews“ angab, hätten die Menschen der Stadt Mossul aktiv zur Befreiung der Entführten beigetragen. Die Schwestern vom Orden der Immaculata-Töchter und ihre Schicksalsgenossen wären in einem Haus in Mossul gefangen gewesen, dabei aber „gut“ behandelt worden und hätten sich auch an einem gemeinsamen Ort aufhalten dürfen.

Keine Nahrungsrationen mehr für Christen und Schiiten

Inzwischen wird die Lage in Mossul für Christen und Schiiten immer dramatischer. Die ISIS-Besatzung hat in mehreren Stadtteile laut einem Bericht von ankawa.com am 15. Juli angeordnet, an beide Gruppen keine Nahrungsrationen mehr auszugeben. Mitarbeiter der für die Verteilung zuständigen Behörden hätten berichtet, ihnen wäre bei Nichtbeachtung dieser Anweisung eine Verfolgung nach dem Scharia-Gesetz angedroht worden.

Strafsteuer für Christen und Verschleierungspflicht für alle Frauen

Das islamische Gesetz ist in der zweitgrößten Stadt des Iraks nach ihrer Einnahme durch die ISIS-Truppen zügig eingeführt worden. Zu den ersten Maßnahmen gehörte eine Strafsteuer für Christen, eine Verschleierungspflicht für alle Frauen, die Schließung von Schönheitssalons und Barbierläden sowie die Besetzung von Kirchen. Berichten zufolge wurde bereits auch das Kreuz auf der Kuppel der St. Ephrems-Kathedrale entfernt. (Aus KAP)