Wenn man mit Menschen, die keine Christen sind, über die Bibel spricht, kann es einem auch in Jordanien schlecht ergehen. Und das in einem Land, von dem man in Europa immer wieder hört, dort sei es nicht so gefährlich ein Christ zu sein, da der dort herrschende König Abdullah II. dem christlichen Glauben gegenüber grundsätzlich tolerant eingestellt und die Religionsfreiheit der Christen auch in der Verfassung verankert sei. Letztere machen jedoch nur rund fünf Prozent aus.
Der Rest der Bevölkerung bekennt sich zum Islam, was Folgendes bewirkt:
Wird ein Christ – besser gesagt, ein zum Christentum konvertierter Muslime – beim Verschenken der Bibel oder beim Reden über Jesus beobachtet, kann es ohne Weiteres sein, dass man von der Sicherheitspolizei befragt wird, warum man mit Muslimen über Jesus redet. Es passiert auch häufig, dass man dabei ein Papier unterschreiben muss, worauf geschrieben steht, dass Jesus nicht der Sohn Gottes sei. Weigert man sich dies zu tun, kann es sein, dass man mit einem Haftaufenthalt bedroht wird. Unterschreibt man, ist man frei!
Wer Kirchen gründet, erleidet Haft und mitunter Folter
Sollte man dennoch im christlichen Sinne weiter missionieren, ist es durchaus möglich, dass sich der ganze Vorgang, samt Unterschrift, wiederholt. Gründet man obendrein eine Kirche, dann wird es bitter ernst: Man landet zuerst „nur“ für eine Nacht im Gefängnis, wird aber mitunter gefoltert. Verspricht man niemandem von dieser Gewaltanwendung zu berichten, wird man frei gelassen. Hält man sich nicht an das Versprechen und erstattet eine Anzeige, können missionierende Christen auf der Straße oder in einem Geschäft von den Gewalttätern jahrelang mit dem Tod bedroht werden.
Was bleibt also diesen Christen – wenn sogar ihre Familie belästigt und sie ernsthaft um ihr Leben fürchten müssen – übrig, als ihr Heimatland Jordanien zu verlassen und als letzter Rettungsanker um Asyl anzusuchen in einem europäischen Land, wo sie ohne Gefahr auch öffentlich über ihren Glauben sprechen und Bibeln verschenken dürfen?
P.S.: Diese Berichte haben wir aus erster Hand von einigen jordanischen Flüchtlingen erfahren, die aus diesem Grund ihrem Land für immer den Rücken gekehrt und in Österreich um Asyl gebeten haben. Um ihre Privatsphäre zu schützen, haben wir bewusst auf jegliche Namensnennungen verzichtet. (Dr. Bernd Srabotnik, Graz)