Gottesdienste auf der Straße aufgrund von behördlicher Kirchenschließung wegen fehlender Baugenehmigung

Zum dritten Mal in fünf Monaten haben koptische Christen im oberägyptischen Dorf Koum al-Raheb im Gouvernement Minya einen Beisetzungsgottesdienst auf der Straße feiern müssen. Hintergrund ist eine fehlende Baugenehmigung für die einzige Kirche im Dorf, die deshalb von der Polizei geschlossen wurde, wie das koptische Nachrichtenportal „Watani“ (Sonntagabend) berichtete.

Die koptische „Hängende Kirche“ in Kairo © Berthold Werner/wikipedia/CC

Der Streit um die für rund 2.500 Besucher errichtete Dorfkirche dauert seit der Weihe im Dezember an. Die Polizei beschlagnahmte laut Bericht im Anschluss an die Feier die Schlüssel zu dem Gotteshaus; Wasser- und Stromzufuhr wurden unterbrochen. Im Zuge der Schließung kam es demnach zu Zusammenstößen zwischen muslimischen und christlichen Bewohnern.

Laut Bericht handelt es sich um einen juristisch komplizierten Sonderfall. Zwar soll ein 2016 verabschiedetes Gesetz Baugenehmigungen für christliche Gotteshäuser sowie die nachträgliche Legalisierung ungenehmigter Bauten erleichtern. Baubeginn der betroffenen Kirche war aber vor Inkrafttreten des Gesetzes; und fertiggestellt wurde der Bau erst nach Ablauf der Frist zur Legalisierung ungenehmigter Kirchen im September 2018.

Versuche einer Einigung zwischen Kirche, örtlichen Politikern und Sicherheitsvertretern führten bislang zu keinem Ergebnis. Die Kirche lehnte demnach den legalen Neubau einer zweiten Kirche auf einem Nachbargrundstück als nicht machbar ab. Seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes wurden nach ägyptischen Angaben rund 800 Kirchbauten legalisiert; insgesamt wurden Anträge zur Legalisierung von 3.730 Kirchen eingereicht. Kairo, 22.07.2019 (KAP/KNA)