Louis Raphael Sako, chaldäischer Patriarch von Bagdad, alarmiert über CSI-Österreich die Welt:

Bagdad, 2. Juli 2014

„Ich mache keinen Hehl mehr daraus, daß die Situation bei uns sehr heikel geworden ist und daß keiner mehr in einem geschützten Raum leben kann.

Derzeit besetzen die ISIL-Truppen Mossul (Sakos Heimatstadt, Anm.) und fast den gesamten Westen des Landes. In Mossul haben sie am helllichten Tage zwei chaldäische Nonnen mit zwei Waisenkindern und einem 12-jährigen Buben entführt, die bis heute spurlos verschwunden sind.

 

Kümmern sich Politiker nur um ihre eigenen Interessen?

Die Kurden beherrschen Kirkuk und die Zentralregierung in Bagdad hat nunmehr die Kontrolle über die wichtigsten Städte der Sunniten verloren. Daher scheint mir derzeit, in Hinblick auf die Wiederherstellung der Sicherheit, keine politische Lösung in Sicht. Es ist unmöglich, im Moment überhaupt Prognosen abzugeben. Die Kriegstrommeln werden geschlagen – kündigt sich bald ein Bürgerkrieg an?

Gott bewahre, doch alles scheint in diese Richtung zu gehen. Wer weiß, wie lange das noch dauern wird: ein Jahr, zwei Jahre oder länger? Worin wird das münden? In eine Teilung des Irak in ethnische Gebiete, die auf radikalisierte religiöse Fraktionen basieren? Man fragt sich, warum es überhaupt zu einem Krieg und demzufolge zu einer Zersplitterung des Landes kommen muss. Wäre es nicht besser, friedliche Lösungen mittels verbindlicher Vereinbarungen am Verhandlungstisch zu finden? Inzwischen habe ich meine Zweifel, inwieweit wir uns überhaupt noch auf die Mehrheit unserer Politiker verlassen können. Sie scheinen sich in erster Linie um ihre eigenen Interessen zu sorgen – primär um das Erdölgeschäft.

 

 Ein kleiner Lichtschimmer aus Karakosh

Ein kleiner Lichtschimmer kommt aus der christlichen Stadt Karakosh: Aus dieser waren neulich (nach Angriffen der ISIS-Truppen, Anm.) viele ins Kurdengebiet geflohen, sind aber inzwischen wieder in ihre Häuser zurückgekehrt. Sie hatten die Zusage der kurdischen Milizen bekommen, dass die Lage wieder sicher sei. Wir hoffen, dass sich solche Überfälle nicht mehr wiederholen…

 Hilferuf an CSI-Österreich:

Ich richte durch CSI-Österreich einen dringenden Hilferuf an den Westen: Ich spüre seitens der  internationalen Gemeinschaft eine alarmierende Gleichgültigkeit uns gegenüber. Die Wellen des Hasses steigen und bedrohen uns… Vergisst uns Christen und unser Land nicht!“

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 CSI-Österreich konkretisiert den Appell des Patriarchen:

„Die österreichische Politik und die europäischen Verantwortlichen müssen das Gespräch auch mit dem Führer des ‚Kalifats‘ Abu Bakr al-Baghdadi suchen. Wir haben die Chance, als neutrales Österreich ebenfalls Kriegsparteien an einen Tisch zu bringen. Das ist auch in unserem ureigenen Interesse: Aus Österreich strömen Jugendliche nach Syrien in den Krieg. Die beste Prävention ist der Dialog für den Frieden. Dieses Signal muss auch bei den österreichischen Jugendlichen ankommen. Die Kombination der Integrationsagenden in das Außenministerium ist aus dieser Sicht ein Geniestreich politischen Weitblicks. Jetzt muss gehandelt werden“.