Somalia – das Land am Horn von Afrika – zerfällt zunehmend in einen Bürgerkrieg, der von verschiedenen Stämmen, vor allem von radikal-islamischen Milizen gegen die Zentralregierung geführt wird. Die berüchtigste von ihnen ist die al-Shabaab-Miliz, die dem Terrornetzwerk Al-Kaida schon seit Jahren die Treue geschworen hat und inzwischen den Großteil der ländlichen Regionen kontrolliert.
Geheimchristen müssen täglich um ihr Leben fürchten
Das Land zählt seit Jahrzehnten zu den schlimmsten Christenverfolgern: Seit 1993 steht es auf dem internationalen Weltverfolgungsindex, auf dem es in den letzten Jahren immer weiter nach vorne gerutscht ist. 2017 rangierte Somalia inzwischen sogar an zweiter Stelle, gleich nach Nordkorea. Obwohl es in diesem Land offiziell keine Christen gibt, bekennen sich Hunderte von Somaliern muslimischer Herkunft zum Christentum. Zusammen mit den rund 4.000 ausländischen Christen leben sie ihren Glauben unter strengster Geheimhaltung und müssen täglich um ihr Leben fürchten. Sie leiden unter massiven psychologischen Problemen und werden oft ermordet, wenn man erfährt, dass es sich um Konvertiten handelt. Der bloße Verdacht einer Abkehr vom Islam kann eine rasche öffentliche Hinrichtung zur Folge haben.
Christin und Sohn getötet, Ehemann überlebt schwer verletzt
Einer der tödlichen Angriffe auf Geheimchristen ereignete sich am 10. Februar 2017. Die Familie schlief in ihrem Haus in Afgoi, rund 30 km westlich von Mogadischu, als sie nachts von bewaffneten al-Shabaab-Kämpfern überfallen wurde, die den islamischen Kampfruf „Allah Akbar“ und „Wir können nicht die Beschmutzung unserer Religion durch eine fremde, westliche Religion dulden“ riefen. Dies erzählte später das 38-jährige Familienoberhaupt Suleiman Abdiwahab, Konvertit aus dem Islam, der Zeitung Morning Star News. Wie durch ein Wunder überlebte er das Attentat. „Die Dschihadisten drangen mit einer Metallstange ins Haus und schossen wahllos auf jeden“, so der noch sichtlich erschütterte Mann. „Sie töteten meine Frau und unseren 11jährigen Sohn Ahmed…“
Düstere Zukunft für die Christen in Somalia
Obwohl es für Christen auch streng verboten ist, Weihnachten oder Ostern zu feiern, finden seit dem Winter 2016 – nach fast 20 Jahren – in einer kleinen Kapelle der Stadt Hargeisa im Nordwesten des Landes wieder Gottesdienste statt. „Es nehmen meistens nur rund zehn Gläubige daran teil. Das ist ein Anfang“, meint Bischof Giorgio Bertìn zuversichtlich, der die kleine Gemeinde als Apostolischer Administrator vom Nachbarland Dschibuti aus betreut, wo er Bischof der gleichnamigen Hauptstadt ist.
Doch ob es eine Zukunft für die konvertierten Christen in Somalia gibt, ist sehr fraglich. Die St. Anthony-Kapelle ist das einzige katholische Gotteshaus in ganz Somalia – einem Gebiet, das fast doppelt so groß ist wie Deutschland. Und: einen eigenen Bischof gibt es im Land seit rund 30 Jahren nicht mehr. Der bislang letzte Kirchenführer (Pietro Salvatore Colombo OFM, Anm.) wurde 1989 während der Hl. Messe in der Kathedrale der Hauptstadt Mogadischu von Islamisten erschossen und das anliegende Kloster in der Folge dem Erdboden gleichgemacht.
(Quellen: CSI / Radio Vatikan / Kirche in Not / Open Doors / AKREF)