Wegen Blasphemie verurteilte pakistanische Christin kann am Donnerstag bei der letzten Anhörung vor dem Höchstgericht noch einmal gegen ihr Todesurteil berufen

Islamabad – Die in Pakistan wegen Blasphemie und „Verunglimpfung des Propheten Mohammed“ zum Tod verurteilte Christin Asia Bibi soll am 13. Oktober 2016 vor dem Supreme Court des Landes ihre letzte Anhörung absolvieren. Sie kann dort noch einmal gegen das Todesurteil berufen. Die Terminbekanntgabe hat allerdings bereits radikalislamische Gruppen mobilisiert, die Großkundgebungen vor dem Höchstgerichtsgebäude in Lahore planen. Angesichts der aufgeheizten Stimmung appellierte der Präsident der christlichen Menschenrechtsorganisation „Pakistan Christian Congress“ (PCC), Nazir Bhatti, von Gegendemonstrationen und Solidaritätskundgebungen für Asia Bibi Abstand zu nehmen.

asia_bibi2010: Todesurteil durch Strang

Für die inhaftierte Christin, ihre Anwälte und ihre Angehörigen verlangte Bhatti „ausreichenden Polizeischutz und Sicherheit“. Extremistische muslimische religiöse Parteien planten Demonstrationen und Einschüchterungen, um Druck auf die Richter des Supreme Court auszuüben, warnte der PCC-Präsident, der selbst Anwalt ist.Asia Bibi war im Jahr 2009 von zwei Arbeitskolleginnen vorgeworfen worden, sich beleidigend über den im Islam als Propheten verehrten Religionsgründer Mohammed geäußert zu haben, was sie selbst bestreitet. Im November 2010 wurde sie aufgrund des umstrittenen Blasphemiegesetzes („295 C“) als erste Frau in Pakistan zum Tod verurteilt. Das 2010 ausgesprochene Todesurteil durch Strang war im Oktober 2014 vom Berufungsgericht in Lahore bestätigt worden.

Bibi’s Ehemann und Töchter bei Papst Franziskus

Zahlreiche Politiker, das Europaparlament, NGOs, der Weltkirchenrat und religiöse Führer haben sich bislang erfolglos für eine Freilassung der Christin eingesetzt, darunter auch die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus. Letzterer hatte im April des vergangenen Jahres den Ehemann und eine der drei Töchter der Verurteilten empfangen und mit ihnen gebetet. Asia Bibi hatte den Papst zuvor in einem Brief aus ihrer Todeszelle um Gebet und Hilfe gebeten. Ihre Freilassung war in den vergangenen Monaten von 570.000 Menschen aus aller Welt in einer Petition an die pakistanischen Behörden gefordert worden.

Seit 1987 über 1.400 Menschen wegen „Gotteslästerung“ verurteilt

Angaben des Europaparlaments zufolge wurden in Pakistan seit 1987 über 1.400 Menschen wegen Gotteslästerung verurteilt. Dabei wurden in mehreren Fällen Todesurteile verhängt, weil die Beschuldigten angeblich Koranseiten verbrannt oder per SMS den Islam beleidigt hätten. Viele warten derzeit in Todeszellen auf die Überprüfung der Urteile durch den Obersten Gerichtshof des Landes. Die Verfahren ziehen sich oft über Jahre hin. (kap)