„Erklärung von Marrakesch“ (*) veröffentlicht
In Marrakesch haben Ende Jänner dieses Jahres 250 muslimische Wissenschaftler aus 120 Ländern eine wichtige gemeinsame Erklärung veröffentlicht, die in den deutschsprachigen Medien zu wenig Beachtung fand. Darin sprechen sie sich für eine islamische Gesetzgebung nach den Prinzipien der bürgerlichen Gleichberechtigung unter Miteinbeziehung aller Gruppen aus.
Die Erklärung wendet sich auch an die Bildungseinrichtungen mit der Bitte um eine „mutige Revision der Lehrpläne und um eine Streichung aller Themen, die zu Aggression oder Extremismus aufrufen oder die zu Krieg und Chaos führen”. Die Politiker sollen sich um einen „verfassungsmäßigen Vertrag unter den Bürgern“ bemühen. Die verschiedenen religiösen Gruppen, so der Appell, sollten sich daran erinnern, dass sie schon seit Jahrhunderten im selben Land lebten, und deshalb jede Form der Verleumdung des anderen ablehnen.
Die Rechte der religiösen Minderheiten dürfen nicht missachtet werden
Die „Erklärung von Marrakesch“ betont abschließend, dass „die Religion nicht dazu benutzt werden darf, die Rechte der religiösen Minderheiten (auch jene der Christen, Anm.) in muslimischen Ländern zu missachten.“ Die Wissenschaftler waren auf Einladung des marokkanischen Ministeriums für Islamische Angelegenheiten und des „Forums für den Frieden“ in der muslimischen Gesellschaft in Marrakesch zusammengekommen. An der Konferenz nahmen auch rund 50 Vertreter anderer Religionen teil. (fides/poi/csi)
(*) Diese Erklärung bezieht sich auf die sogenannte Charta von Medina, die vor 1.400 verabschiedet wurde und “durch einen verfassungsähnlichen Vertrag zwischen den Propheten Mohammed und der Bevölkerung von Medina Religionsfreiheit für alle, unabhängig vom Glauben, garantierte”.