Ö: Angriff auf Präsident der Jüdischen Gemeinde verurteilt

Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, ist am Samstagabend von einem Unbekannten mit einem Holzprügel attackiert worden. Rosen blieb unverletzt, der Täter flüchtete. Der Präsident der Jüdischen Gemeinde sagte der Austria Presseagentur APA: „Ich werde mich in meiner Arbeit für die Gemeinde durch diese Anschläge in keinster Weise beeinträchtigen lassen.“ Politiker und Religionsvertreter in Österreich äußerten sich bestürzt über die Attacke.

Solidarisch gegen Antisemitismus

„Die wiederholten Angriffe auf die Grazer Synagoge erschrecken mich. Mein erster Gedanke gilt Herrn Rosen“, twitterte Kardinal Christoph Schönborn am Samstagabend. „Antisemitismus darf nie mehr Platz finden in Österreich!“, appellierte der katholische Wiener Erzbischof. Ähnlich äußerte sich der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ümit Vural, ebenfalls auf Twitter: „Antisemitismus und Hetze haben keinen Platz in unserer Gesellschaft! Meine volle Solidarität gilt der jüdischen Gemeinschaft“, twitterte er.

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka sagte dem Evangelischen Pressedienst, der Angriff sei „schändlich und zu verurteilen“, ebenso wie die Vandalenakte auf die Synagoge der steirischen Landeshauptstadt in den Tagen zuvor.

„Ein Angriff auf ein Mitglied unserer Gemeinden ist ein Angriff auf ganz Österreich“, betonte der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich, Oskar Deutsch, in einer Aussendung. Die Sicherheitsmaßnahmen der Jüdischen Gemeinden würden vorsichtshalber verstärkt, kündigte Deutsch nach einer Telefonkonferenz mit Vertretern aller vier Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich an.

Deutsch begrüßte die zahlreichen Solidaritätsbekundungen aus allen Teilen des Landes. Allerdings brauche es nun endlich mehr als nur Worte. Dabei sei nicht nur die Politik, sondern jeder Mensch in Österreich gefragt: „Die beste Antwort auf Antisemitismus ist das Zelebrieren jüdischen Lebens und jüdischer Kultur. Wir lassen uns nicht einschüchtern. Nie wieder!“

Innenminister Karl Nehammer ordnete eine verstärkte Überwachung aller jüdischen Einrichtungen in Österreich an. „Wir werden alles tun, um den Täter rasch zur Rechenschaft zu ziehen und die Sicherheit der jüdischen Gemeinde in Österreich weiterhin zu gewährleisten“, teilte Bundeskanzler Sebastian Kurz mit. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte den Angriff auf Rosen und die Vandalenakte auf die Synagoge per Twitter.

Festnahme eines Verdächtigen

Laut Medienberichten wurde nach der Attacke vom Samstagabend eine Fahndung eingeleitet. Der Angreifer gleicht nach Aussage Rosens in Statur und Aussehen der Person, die im Zuge der Vandalenakte auf die Grazer Synagoge von Mittwoch und Freitag auf Überwachungskameras zu erkennen gewesen war. In der Nacht auf vergangenen Mittwoch war die Außenmauer der Grazer Synagoge mit propalästinensischen Parolen beschmiert worden. Auch das Gemeindehaus war Ziel des Vandalenaktes. In der Nacht auf Samstag warf ein unbekannter Täter mehrere Betonstücke gegen die Fenster an der Nordseite. Eine Scheibe ging dabei zu Bruch, mehrere Fenster wurden beschädigt.

Noch am Sonntagabend wurde der mutmaßliche Täter von der Polizei gefasst. Es handelt sich dabei um einen 31-jährigen Syrer. Nach den ersten Befragungen soll der Täter geständig sein. Dem Verdächtigen werden von den Ermittlern zumindest sieben Delikte in der vergangenen Woche in Graz zugeordnet – von Sachbeschädigungen mit Steinen und Holzlatten bis zu dem tätlichen Angriff auf Rosen. Dieser rettete sich vor dem Angreifer in sein Auto und blieb unverletzt. Der Täter dürfte den Ermittlern zufolge nicht nur antisemitisch, sondern auch homophob sein, denn er soll auch für die zerstörten Schaufenster des schwul-lesbischen Vereins Rosalila PantherInnen verantwortlich sein. Zudem warf er offenbar auch Steine auf ein Etablissement aus dem Rotlichtmilieu.

Hintergrund
Die Jüdische Synagoge in Graz wurde in der Pogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 zerstört. Nach mehr als 70 Jahren wurde das wieder errichtete jüdische Gebetshaus im November 2000 auf den übrig gebliebenen Mauern am ursprünglichen Standort wiedereröffnet.

Quellen: kap / sst / orf.news

 

Synagoge in Graz Bild: @juedischegemeindegraz (Facebook)