PAKISTAN: Polizei befreit zwangskonvertiertes Mädchen

Die 13-jährige Katholikin war Mitte Oktober entführt und zum Islam-Übertritt sowie zur Hochzeit mit ihrem Entführer gezwungen worden.
Die Polizei in Pakistan hat eine 13-jährige Christin aus den Händen ihres 44-jährigen muslimischen Entführers und angeblichen Ehemanns befreit. Zudem seien zwei Brüder sowie ein Freund des Entführers festgenommen worden, bestätigte der Polizeichef von Karatschi, Arif Hanif, am Dienstag, den 03.11.2020, den örtliche Medien. Die Polizei habe gemäß einer richterlichen Anordnung gehandelt. Das Mädchen wurde laut Hanif in einem Heim für Frauen und Mädchen untergebracht.

Was ist geschehen?
Die Katholikin Arzoo Raja war am 13.10.2020 aus ihrem Haus entführt und zum Islam-Übertritt sowie zur Hochzeit mit ihrem Entführer gezwungen worden. Arzoos Eltern ließen daraufhin ihre Geburtsurkunde, die beweist, dass sie 13 Jahre alt ist, den Behörden zukommen.  Nach Angaben des Entführers soll sie 18 Jahre alt und damit im juristischen Sinn heiratsfähig sein. Der Entführer sagte vor Gericht aus, dass Azroo mit Zeit den Islam als universelle Religion akzeptiert hätte und sogar ihre Familie und ihre Freunde zum Konvertieren vom Christentum zum Islam zu überzeugen versucht hätte. Ein Gericht in Karatschi befand dann Ende Oktober, Raja habe aus freien Stücken die Religion gewechselt und geheiratet.

Vertretern der katholischen Erzdiözese von Karatschi zufolge geht aber aus amtlichen Dokumenten hervor, dass das Mädchen erst 13 Jahre alt sei. Der nächste Gerichtstermin ist für Donnerstag, den 05.11.2020, angesetzt. Zunächst will das Gericht durch eine medizinische Untersuchung das Alter des Mädchens feststellen lassen. In einem zweiten Schritt soll geklärt werden, ob die frühere Ministrantin tatsächlich freiwillig zum Islam übergetreten ist.

In Pakistan kein Einzelfall
Arzoo Raja ist im islamisch geprägten Pakistan kein Einzelfall. Laut Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen werden jährlich mehr als 1.000 Mädchen von religiösen Minderheiten entführt und zum Islamübertritt gezwungen. Viele der Opfer sind minderjährig. Sexueller Missbrauch und betrügerische Eheschließungen werden von Tätern oft dazu benutzt, um die Opfer in die Falle zu locken. Die Behörden agieren dabei oft als Komplizen. Die Frage der Religion wird auch in Fälle sexueller Übergriffe eingebracht, um Opfer aus religiösen Minderheitengemeinschaften zu benachteiligen. Indem sie religiöse Voreingenommenheit ausnutzen, wissen die Täter, dass sie ihre Verbrechen durch die Erwähnung eines religiösen Elements vertuschen und rechtfertigen können.

Quelle: KAP/KNA/Christen in Not
Bildquelle: CSW

Die 13-jährige Christin Azroo Raja vor ihrer Entführung