PAKISTAN: Zwei langjährig inhaftierte Christen bekommen endlich die Chance auf ein faires Gerichtsverfahren
Islamabad/Lahore – ChristeinNot berichtete bereits mehrmals über die Schicksale der beiden Christen Imran Masih und Shafqat Masih. Sie saßen zu Unrecht jahrelang im Gefängnis.
Der heute 37-jährige Buchhändler Imran Masih wurde 2010 zu lebenslanger Haft verurteilt. „Seit langem beneidete ihn sein muslimischer Nachbar deswegen“, erzählt Imrans Vater. Am 1. Juli 2009 verbrannte der damals 26-jährige Imran Altpapier. Der Muslim behauptete, Imran habe bei seiner Entrümpelungsaktion absichtlich Seiten eines Korans verbrannt und ihn damit beleidigt und entheiligt. Dieses Gerücht wurde auch mit den Lautsprechern der umliegenden Moscheen verbreitet.
Daraufhin versammelten sich über 400 Islamisten vor Imrans Haus, der sogar zusammengeschlagen wurde. Noch am gleichen Tag wurde der Christ verhaftet und am 11. Jänner 2010 zu lebenslanger Haft und einer Geldstrafe von 100.000 Pakistanische Rupien (ca. 800 €) verurteilt. „Er ist ein liebevoller Mann, der sich bei uns um vieles gekümmert hat“, schilderte sein Vater, dessen gesundheitlicher Zustand sich seit Imrans Verhaftung dramatisch verschlechtert hat. „Er hat nichts Falsches gemacht, die Blasphemie Anklage war nur ein Vorwand, ihn um sein Geschäft zu bringen.“ Nun kam die hoffnungsvolle Nachricht: Imrans Berufung wird am 1. Juni 2020 wird am Lahore High Court endlich verhandelt. Seit 10 Jahren hat er im Gefängnis darauf gewartet.
Ähnlich dramatisch ist der Fall von Shaguftah Kauser und ihrem behinderten Ehemann Shafqat Masih. Sie wurden beschuldigt, blasphemische Textnachrichten an einen muslimischen Geistlichen versandt zu haben. Dabei wurde völlig ignoriert, dass beide – wie so viele Menschen in den ländlichen Regionen Pakistans – Analphabeten sind. Sie können weder lesen noch schreiben und sind gar nicht in der Lage, blasphemischen Textnachrichten sind in englischer Sprache zu verfassen. Die beiden befinden seit 2013 im Gefängnis.
Es gibt Hinweise, dass eine Kopie von Shaguftahs Ausweisdokumenten für den Kauf einer SIM-Karte benutzt wurde, von der aus die blasphemischen Nachrichten versandt wurden. Polizei und Anklagebehörden waren nicht in der Lage, gegen das Paar entsprechende Beweise vorzulegen. Die SIM-Karte stellte sich als Fälschung heraus und das Handy, von dem die Texte versandt wurden, ist seither verschwunden. Die gesamte Anklage stützt sich auf den Quittungsbeleg für eine SIM-Karte, die ein örtlicher Händler verkauft hatte. Nach seiner Verhaftung wurde Shafqat durch Folter zu einem Geständnis gezwungen. Er machte dies, um seiner Frau diese Qualen zu ersparen.
Das Paar wird von Saif-ul Malook, demselben tapferen Anwalt, der auch Asia Bibi verteidigt hatte, vertreten. Dieser befürchtet, dass der Richter, der die Todesstrafe gegen das Ehepaar verhängte, durch Anwälte und religiöse Anführer eingeschüchtert wurde. Es wird berichtet, dass beide Beschuldigten unter schweren Depressionen leiden, da sie über sieben Jahre voneinander getrennt in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert sind. Am 03.06.2020 wird Shafqats Berufung beim Lahore High Court nun endlich verhandelt.