Aleppo/ Damaskus/ Bonn

Syrien: christliche Minderheiten existenziell bedroht

Die Gesellschaft für bedrohte Völker sieht in der seit Jahren ungeklärten Entführung zweier Bischöfe für „viele Angehörige der christlichen, aber auch anderer religiöser Minderheiten eine äußerst bedrohliche Warnung“.

Acht Jahre nach der Entführung der beiden Bischöfe von Aleppo schwinden langsam die Hoffnungen auf ein Lebenszeichen der beiden. Erzbischof Mor Gregorios Youhanna Ibrahim von der syrisch-orthodoxen Kirche und Metropolit Boulos Yazigi von der griechisch-orthodoxen Kirche setzten sich in Syrien für Dialog und Frieden zwischen den Religionsgemeinschaften ein.

GfbV-Experte Sido gegenüber KNA: „Inzwischen sind die meisten geflüchtet, sodass es in vielen Teilen Syriens keine religiöse Vielfalt mehr gibt.“ Die jüdische Minderheit verlies bereits in den 1950er-Jahren das Land und der „aggressive Islamismus in den von der Türkei besetzten Gebieten vertreibt heute Christen, Yeziden, Drusen, Ismailiten und andere religiöse Minderheiten“. Die Demografie wird gewaltsam verändert: Nicht-Muslime und viele Kurden fliehen, in den Häusern der Vertriebenen werden oft radikale Islamisten untergebracht, so die GfbV weiter.

Unter Assad blieben die alteingesessenen christlichen Gemeinden unbehelligt, lediglich gegenüber neuen Kirchen, vor allem evangelikalen, herrscht Misstrauen.

Um 1900 waren 25 Prozent der syrischen Bevölkerung christlich, heute sind es 3 Prozent. Allein seit 2011 hat sich die christliche Bevölkerung des Landes mehr als halbiert.

Quellen: kap; kna

Syrisch-orthodoxe Georgskathedrale in Damaskus (Symbolbild; public domain: wikimedia/ Noucho)