Seelsorger der unierten arabischsprachigen Katholiken in der Erzdiözese Wien, Hannah Ghoneim, spricht von „Stellvertreterkrieg der Weltmächte“ – CSI ruft zu Schweigemarsch mit Fokus Syrien, Pakistan, Ägypten, Nordkorea am Donnerstag in Graz und Freitag in Wien auf

Wien – Der Krieg in Syrien ist nach Ansicht des Seelsorgers der melkitischen (arabischsprachig-byzantinischen) Katholiken in der Erzdiözese Wien, Hannah Ghoneim, so unübersichtlich, dass „keine Lösung in absehbarer Zeit möglich ist“. Ghoneim äußerte sich in der jüngsten Sonderausgabe der Zeitschrift „Christen in Not“ (März 2013). Die aktuelle Ausgabe erschien im Blick auf den Schweigemarsch für verfolgte Christen in Wien (15. März) und Graz (14. März). Ghoneim nimmt an den beiden von „Christian Solidarity International Österreich“ (CSI Österreich) organisierten Veranstaltungen teil.

Wie er schreibt, seien die meisten der in Syrien gegen die Regierung Bashar al-Assads kämpfenden Rebellen Vertreter des radikal-islamischen Lagers. Sie seien vom Ausland eingeschleust. „Die Ziele dieser Banden sind nicht klar erkennbar. Alles deutet darauf hin, dass sie das Land in ein Chaos stürzen wollten.“

Das syrische Volk sei nach zwei Jahren Krieg kraftlos und mürbe. Es gehe nur mehr ums nackte Überleben. „Unzählige Menschen werden gnadenlos von einem Ort zum anderen vertrieben. Viele von ihnen haben ihr letztes Hab und Gut verloren“, so der Melkiten-Seelsorger. Es handle sich in Wahrheit nicht um einen Bürgerkrieg, „sondern auf syrischem Boden spielt sich ein schauerlicher Stellvertreterkrieg zwischen Weltmächten ab“.

Der CSI-Schweigemarsch fokussiert die Verfolgungssituation der Christen in vier Ländern – Syrien, Pakistan, Ägypten und Nordkorea. In Wien ist der Treffpunkt am Freitag, 15. März, vor der Staatsoper. Die traditionelle Teilnahme von Kardinal Christoph Schönborn, der den Marsch sonst jährlich anführt, muss wegen des Konklaves entfallen. Der Wortgottesdienst im Stephansdom findet um 18 Uhr statt. In Graz wird am Donnerstag, 14. März, ab 18 Uhr vom Dom aus zum Hauptplatz gegangen. Der anschließende ökumenische Wortgottesdienst ist um ca. 18.30 Uhr in der Franziskanerkirche.

„Islamisten wollen in Syrien Christentum vernichten“

Scharfe Kritik an der Unterstützung der syrischen Rebellen durch die USA und Westeuropa übte der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), in seinem Programm im Sender „Rossija-24“, wie die Stiftung Pro Oriente am Mittwoch berichtet. „Radikale Islamisten, die in Syrien nach der Macht streben, haben das Ziel, das Christentum in diesem Land völlig zu vernichten“, alarmierte er. Die Situation der christlichen Gemeinschaft sei äußerst schwierig; die Islamisten wollten die Christen „völlig aus jener Region vertreiben, in der das Christentum entstanden ist“.

Bei den radikalen Islamisten handle es sich um „Banditen, die von ausländischen Mächten bewaffnet werden“, so der Metropolit. Wörtlich fügte er hinzu: „Leider gibt es im Westen politische Kräfte, die sich aus bestimmten Gründen entschlossen haben, diese Leute finanziell zu unterstützen. Gewisse politische Kräfte der Golfstaaten helfen ihnen ebenso.“

Er habe schon oft das Problem der Bedrängnis der Christen im Nahen Osten angeschnitten, auch bei der UNO, sagte der Metropolit: „Aber ich musste feststellen, dass meine Darlegungen mit schweigender Ablehnung quittiert wurden. Niemand hat etwa das Gesagte geleugnet. Aber es wollte auch niemand zuhören, weil jene Kräfte, die derzeit bestimmte Fraktionen der sogenannten Opposition in Syrien unterstützen, nicht die Absicht haben, das Christentum in dieser Region zu erhalten.“

Die Existenz des orthodoxen Patriarchats von Antiochien sei heute bedroht, unterstrich der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats. Viele christliche Führungspersönlichkeiten aus Syrien und dem Libanon hätten ihm gesagt, dass sie auf Russland hofften. Denn nur Russland trete für eine friedliche Lösung des Konflikts in Syrien ein, so der Metropolit abschließend. (…)

 

(Kathpress/Kathweb, 13.03.2013)