Christliche Gemeinschaften im Nahen Osten „sind keine Minderheiten und brauchen in dem Sinn keinen Minderheitenschutz“: Dies betonte Prof. Souraya Bechealany, Generalsekretärin des nahöstlichen Kirchenrates (MECC), bei der Eröffnung der internationalen Konferenz des „Warschauer Dialogs für Demokratie“ in der polnischen Hauptstadt. Bei der Konferenz, die jährlich unter der Schirmherrschaft der polnischen Regierung stattfindet, waren auch Organisationen aus rund 30 Ländern vertreten, die sich für den Schutz der Menschenrechte und den interreligiösen Dialog einsetzen. Prof. Bechealany, eine maronitische Christin, lehrt Theologie an der Universität Saint-Joseph in Beirut. Ihre Rede stand auf der Tagesordnung vor der des polnischen Außenminister Jacek Czaputowicz. Sie betonte, dass es an der Zeit sei, anzuerkennen, „dass es keinen Frieden gibt ohne Gerechtigkeit“. Zugleich müsse „das krankhafte Phänomen der religiösen Intoleranz an der Wurzel“ gepackt werden.
Die Ausführungen von Prof. Bechealany über die Position der christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten entsprechen der Position der orientalischen Kirchen in den letzten Jahren. Der Minderheiten-Status wird zurückgewiesen, weil damit ausgeblendet werde, dass die Christen seit 2.000 Jahren die ursprüngliche und eigentliche Bevölkerung des Nahen Ostens darstellen. Mittlerweile wird auch auf islamischer Seite – etwa von der Al Azhar-Universität – die Idee der „gemeinsamen Bürgerschaft“ vertreten. Theoretisch ist das Prinzip der „gleichen Rechte und Pflichten für alle Bürger“ akzeptiert und auch islamisch-theologisch untermauert, die Umsetzung in die konkrete Praxis ist von der Verwirklichung dieses Prinzips aber noch weit entfernt. (poi)