Kairo – Zu dem verheerenden Schuss-Attentat kurz vor Weihnachten vor einer koptischen Kirche nahe der ägyptischen Hauptstadt mit mindestens zehn Toten hat sich die IS-Terrormiliz bekannt. Dabei hätte es noch schlimmer kommen können. Die Polizei konnte den Attentäter aufhalten, bevor er einen umgeschnallten Sprengstoffgürtel in der Kirche zündete. Kurz zuvor hatte der Angreifer einen Laden unter Beschuss genommen und dabei zwei Menschen getötet. Das Geschäft gehörte einem Kopten.
Auswandern als einzige Hoffnung
Angesichts der permanenten Bedrohung denken viele ägyptische Christen bereits ernsthaft daran, auszuwandern, berichtet der Sprecher der koptischen Kirche in Ägypten, Pater Rafic Greiche: „Natürlich gefällt es uns nicht, dass ganze Familien Ägypten verlassen wollen. Wir möchten, dass sie in dem Land bleiben, wo die Propheten, wo Jesus und die Heilige Familie gelebt haben“. Gleichzeitig findet P. Greiche auch Worte der Hoffnung: „Betet für ganz Ägypten. Nicht nur für die Christen, auch für die Muslime. Damit dieser Terrorismus, der die ganze Welt trifft, gestoppt wird.“
Die Attentate auf Kopten hören nicht auf
Der „Islamische Staat“ hat den Kopten in Ägypten den Kampf angesagt. Sie waren im vergangenen Jahr mehrmals Ziel von Terroranschlägen. Allein Anfang April wurden bei Attentaten in der Hafenstadt Alexandria sowie in Tanta nördlich von Kairo 45 Menschen getötet. Einen Monat später ermordeten bewaffnete Kämpfer rund 30 Christen, die auf dem Weg zu einem Kloster waren. Der IS wirft der größten christlichen Gemeinde im Nahen Osten vor, den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Sommer 2013 unterstützt zu haben. Der koptischen Minderheit gehören rund zehn Prozent der 90 Millionen Ägypter an. (dpa/afp)