Menschenrechtler warnen davor, dass die Türkei in Syrien und im eigenen Land Christen und andere Minderheiten vertreibt. Der türkische Einmarsch in Nordsyrien sei mit „ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen, insbesondere der Vertreibung von Kurden, Christen und Jesiden“ verbunden, teilte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am Mittwoch in Berlin mit.
Zugleich nähmen aber auch Ausweisungen und Einreiseverbote für engagierte Christen in der Türkei selbst ein immer größeres Ausmaß an, hieß es weiter. Seit Jahresbeginn seien bereits 25 Menschen ausgewiesen und mit einem Einreiseverbot belegt worden. Sie würden inoffiziell als Bedrohung für die nationale Sicherheit dargestellt. Hinzu kämen Ehepartner und weitere Familienangehörige. Die Serie von Ausweisungen habe im Juli 2017 begonnen und in diesem Jahr ihren bisherigen Höhepunkt erreicht.
„Die Religionsfreiheit einschließlich des Rechts auf Mission wird in der türkischen Gesetzgebung garantiert“, sagte IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin. Die Ausweisung von missionarisch aktiven Gläubigen sei rechtswidrig. „Die Anschuldigung, die Betroffenen seien eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit, ist lächerlich und empörend.“ Auch andere religiöse Minderheiten wie Aleviten und Jesiden würden in der Türkei diskriminiert.
Etliche ausgewiesene Christen hätten Klage eingereicht, erklärte die Organisation. Die deutsche Regierung müsse diese Verfahren beobachten und dafür Vertreter der Botschaften und Konsulate entsenden, sagte Lessenthin. Er äußerte sich bei einem Pressegespräch aus Anlass der Vorstellung der aktuellen Jahrbücher zur Christenverfolgung und zur Religionsfreiheit der Deutschen Evangelischen Allianz und der IGFM.
Berlin, 23.10.2019 (KAP/KNA)