Viele Christen, die aus dem krisengeschüttelten Nahen Osten nach Österreich geflohen sind, finden auch hierzulande nicht die erhoffte Ruhe. In den Asylunterkünften werden sie oft von radikalen Muslimen gemobbt und bedroht. Diese feindseligen Aktionen arten nicht selten sogar in Handgreiflichkeiten aus. Wir sprachen mit vier Betroffenen, die CSI-Österreich ungeschminkt ihre Eindrücke geschildert haben. Um unerkannt zu bleiben, baten sie uns, ihre Namen zu ändern. CSI legt Wert auf die Feststellung, keine Ängste zu schüren, aber auch nicht wegschauen zu wollen. (Pia de Simony fasste die Berichte zusammen.)

Samir, 26 Jahre alt, ledig, aus Qamishli.
Probleme mit Muslimen hatten wir schon zu Hause: Eines Tages rissen mir Nachbarn vor meiner Drogerie die Fahne der Christen herunter. Dem nicht genug, warfen sie einige Tage später eine Granate in meinen Laden. Alles war im Nu zertrümmert. Mehrere christliche Geschäftsinhaber ereilte übrigens das gleiche Schicksal. Damit es nach dem Wiederaufbau nicht noch ein zweites Mal passierte, zahlten die meisten Christen – so wie ich auch – den Muslimen ein Schutzgeld. Doch das halbwegs unbeschwerte Zusammenleben war nun nicht mehr möglich. So floh ich noch im Sommer 2012 zunächst in die Türkei. Doch dort wurden wir Christen keineswegs freundlicher empfangen. Ich hielt es nach einigen Monaten auch dort nicht mehr aus und entschied mich für den langen Exodus bis nach Österreich. Im September 2013 wurde ich in eine Pension bei Bleiburg in Kärnten einquartiert. Das ging eine Zeit lang gut, bis sunnitische Flüchtlinge dazukamen. Einige unter ihnen fingen an, mich ständig zu schikanieren und mit dem Namen „Kuffar“ (Ungläubiger) aufzuziehen.

„…doch sie rannten hinter uns her und versuchten, unsere Türen einzuschlagen…“
Die Lage verschärfte sich, als wir Christen – insges. 13 – gezwungen wurden, dort unter einem Dach mit 25 Muslimen zu hausen. Das hatten wir nicht einmal in unserer Heimat je erleben müssen. Im Laufe der Zeit wurden sie immer aggressiver und sogar handgreiflich, als wir uns mehrmals geweigert hatten, mit ihnen zu beten. Es kam zu Schlägereien. Nach einer Weile konnten wir uns in unsere Zimmer einsperren, doch sie rannten hinter uns her und versuchten, unsere Türen einzuschlagen. Daraufhin rief der Heimleiter die Polizei an. Sie kam, erkundigte sich über den Hergang, fuhr aber bald wieder weg, da es sich um keinen Mord handelte. Doch meine Angst war jetzt zu groß, um weiterhin unversehrt in dieser Pension bleiben zu können. Nach sieben Monaten verließ ich noch vor Sonnenaufgang diese Bleibe für immer, aus Angst, wieder misshandelt zu werden. Ich nahm Kontakt zu meiner syrisch-orthodoxen Kirche in Wien auf, die mir sofort den lang ersehnten Schutz bot. Seitdem lebe ich in einem Zimmer im 21. Bezirk und lerne gerade intensiv Deutsch, um rasch eine Arbeit zu finden. Meine Eltern sind später auch aus Syrien geflüchtet und haben sehr bald sicheres Asyl in Schweden gefunden.

Gregorios, 29 Jahre alt, ledig, aus einem Dorf der Region Homs an der Grenze zum Libanon.
2012 wurde mein Heimatort durch Bombenangriffe völlig zerstört. Ich hatte alles verloren – also floh ich zunächst in den Libanon, wo ich mich fast zwei Jahre lang versteckt über Wasser hielt. Doch ohne einen richtigen Job zu haben war es für mich kaum möglich, dort länger zu überleben. Im September desselben Jahres ergriff ich mit zwei christlichen Freunden wieder die Flucht – diesmal weiter über die Türkei, Griechenland und Makedonien. Wir gaben uns jeweils muslimische Namen, aus Angst als Christen entdeckt und diskriminiert zu werden. Wir hatten außerdem erfahren, dass Christen von sunnitischen Schleppern besonders schlecht behandelt werden und von ihnen viel mehr Geld verlangt wird. Das schlimmste, was wir auf der Fluchtroute an der österreichischen Grenze mitbekommen hatten, war ein Gespräch zwischen zwei sunnitischen Flüchtlingen – einer war IS-Sympathisant, der andere Mitglied der Al-Nusra-Front. Sie brüsteten sich über die Eroberungszüge ihrer Vorfahren und wie viele Syrer sie beide seit Ausbruch der blutigen Krise getötet hätten: „Wir werden jetzt bald in Europa die Mehrheit werden und auch diesen Kontinent besiegen. Unsere Kinder werden das durchsetzen, was wir begonnen haben.“

„Wir sind vor solchen Moslems geflohen und nun verfolgen sie uns auch hierzulande…“
In Traiskirchen angekommen, wurden wir einige Wochen später in ein Heim in Kirchbach (Kärnten) mit 47 muslimischen Flüchtlingen zusammengepfercht. Einer von ihnen entdeckte eines Tages mein kleines Kreuz am Hals. Dann fingen die Schikanen an: Wir drei Christen mussten uns ihren islamischen Ritualen unterordnen, bei Sonnenaufgang beten, um 6 Uhr frühstücken und so weiter. Bei unserer nächsten Station, in Villach, wieder dieselbe Zwangsbeglückung. Als die Lage im Heim eskalierte, habe ich mich beim Caritas-Betreuer beschwert. Doch er war afghanischer Sunnit und hat das Problem bewusst heruntergespielt… Da sah ich keine Chance mehr auf eine Verbesserung unserer Lage. Ich habe erfahren, dass gewisse sunnitische Asylwerber als offiziellen Fluchtgrund angeben, die schiitische Armee bedrohe sie, um rasch als Asylanten anerkannt zu werden. Kaum sind sie in Österreich, zeigen viele von ihnen ihr wahres Gesicht: Sie lassen sich den Bart wachsen und zwingen ihre Frauen die schwarze „Niqab“ (Ganzkörperverschleierung) zu tragen. Wir Christen sind genau vor solchen radikalen Moslems geflohen und nun verfolgen sie uns auch hierzulande…
Können wir auch in Europa nicht in Frieden leben, ohne ständig drangsaliert zu werden?

Michael, 26 Jahre alt, verheiratet, aus Homs.
Nach meinem Jus-Studium 2012 habe ich geheiratet. Knapp eine Woche nach meiner Hochzeit flüchtete ich mit meiner Braut in den Libanon. Kurz darauf erfuhr ich, dass meine Heimatstadt Homs unter starkem Artilleriebeschuss stand. Mein Zuhause wurde auch angegriffen und völlig verwüstet – alles wurde geplündert, was nicht niet- und nagelfest war. Jetzt hatte ich dort nichts mehr zu verlieren. So fasste ich den bitteren Entschluss, meinem Heimatland endgültig den Rücken zu kehren. Meine Frau blieb bei Bekannten im Libanon, ich machte mich auf den Weg nach Europa.

„Als ich mich weigerte, die Bibel wegzulegen, schlugen sie auf mich ein.“
Nach elendslangen Märschen erreichte ich Albanien. Dort wurde auf mich geschossen. Verwundet versteckte ich mich im Wald und erreichte völlig entkräftet zunächst Italien, dann Österreich. Ich landete in Traiskirchen, wurde aber bald ins südsteirische Dorf Arnfels verlegt. In der mir zugewiesenen Pension war ich der einzige Christ unter 15 Kurden. Leider waren es solche, die den Christen keineswegs wohlgesonnen waren. Sie hatten mir verboten, die Bibel zu lesen, die ich von einem Priester vor Ort erhalten hatte. Als ich mich weigerte, das Buch wegzulegen, schlugen sie auf mich ein. Ich hatte keine Chance. Sie hegten Neid- und Hassgefühle mir gegenüber, da sie annahmen, der Seelsorger würde mich als Christ vorziehen. So haben sie sich bei ihm auch als meine Glaubensbrüder ausgegeben, doch dieser hatte bald die Lage durchschaut. Das haben mir meine kurdischen Mitbewohner nicht verziehen. Ich wurde zum Sündenbock gemacht und fürchterlich gemobbt. Mit Mühe und Not konnte ich schließlich verlegt werden. Sobald ich meinen positiven Asylbescheid in der Tasche habe, versuche ich so rasch wie möglich auch meine Frau nach Österreich zu holen.

Yakub, 40 Jahre alt, verheiratet, 3 Kinder, aus Hassaké
Es war für uns ruhig in Hassaké bis Anfang 2013 die vielen Binnenflüchtlinge zu uns kamen – darunter etliche Islamisten. Diese haben sich sofort organisiert, Christen mussten ihnen daraufhin Schutzgelder zahlen. Einige von ihnen – darunter auch ich – haben sich muslimische Namen angeeignet. Viele Christinnen wurden von Extremisten vergewaltigt, die Spannung wuchs von Tag zu Tag. Panik machte sich breit. So habe ich 2014 meine Familie aus Sicherheitsgründen in die Türkei geschickt. Mich haben sie in Gewahrsam genommen, bis ein Lösegeld für mich gezahlt wurde. Als ich dann meine Frau und die Kinder in der Türkei erreichte, beschloss ich, zunächst die lange Reise Richtung Europa alleine zu wagen und sie später nachzuholen.

„Wir mussten uns stundenlang Passagen aus dem Koran anhören – die reinste Gehirnwäsche!“
Nach einem viermonatigen Aufenthalt in Griechenland erreichte ich im März 2015 endlich Österreich. Mir wurde schließlich in Gmunden eine Unterkunft zugeteilt. Dort musste ich mit jeweils einem Drusen, einem Kämpfer der Freien Syrischen Armee und mit einem Mullah sowie mit vier IS-Sympathisanten auf engstem Raum auskommen. So etwas war uns Christen nicht einmal zu Hause passiert: Jetzt in der Fremde mit solchen Radikalen unter einem Dach zu leben! Ich versuchte verzweifelt mich anzupassen so gut es ging. Stundenlang mussten wir Christen uns laute Passagen aus dem Koran anhören. Das war die reinste Gehirnwäsche! Als ich mich bei der Pensionsleiterin beschwerte, gab sie mir ein getrenntes Zimmer, das gerade frei wurde. Doch das half auch nichts, da das Rezitieren der Koransuren von unseren Nachbarn immer lauter und penetranter wurde. Diese Schikanen machten mir Angst. Doch gottlob kam es nicht mehr zu den befürchteten Handgreiflichkeiten, da ich kurz darauf meinen Asylbescheid in Wien erhielt.