Alarmglocken für die Christen auf der arabischen Halbinsel
Es solle künftig verboten werden, weitere Kirchen auf der arabischen Halbinsel zu bauen. Dies erklärte vor kurzem der saudische Großmufti, Scheich Abdul Aziz bin Abdullah, im Rahmen eines islamischen Rechtsgutachtens, einer sogenannten Fatwa. Gleichzeitig forderte er auch die Vernichtung aller bestehenden Kirchen um Saudi-Arabien herum. Obwohl im Koran keine solche Weisung zu finden ist, begründet der Rechtsgelehrte seine Fatwa mit einem Hadith Mohammeds. Österreichs Bischöfe haben das christenfeindliche Rechtsgutachten des Großmuftis scharf kritisiert. Es stelle die Ernsthaftigkeit eines interreligiösen Dialogs grundsätzlich in Frage. Von der muslimischen Welt erwarten nun die Bischöfe eine klare Zurückweisung dieser Fatwa. So wie die Katholische Kirche in Österreich und überall auf der Welt für die Religionsfreiheit eintritt, erwarte sie umgekehrt, dass auch auf der arabischen Halbinsel das Recht auf Religionsfreiheit beachtet und respektiert wird. König Abdullah von Saudi-Arabien hatte im vergangenen Herbst als Mitinitiator des Interreligiösen Dialogzentrums in Wien noch ein ganz anderes Zeichen gesetzt. Es gebe offensichtlich einen Widerspruch zwischen den Dialogbestrebungen des Königs und seines obersten Muftis, so die Bischöfe in ihrer offiziellen Verlautbarung.
Eine erfreuliche Nachricht vor Redaktionsschluß: Um ein deutliches Zeichen zu setzen, dass die Religionsfreiheit genauso für Saudi Arabien gelten müsse, will die Initiative Liberaler Muslime Österreichs (ILMÖ) – als Reaktion auf die oben erwähnte Fatwa – nun auch eine Kirche für alle Christen in Saudi Arabien bauen. Ihre Vertreter berufen sich dabei auf die Sure 22/40 des Korans, in der sinngemäß festgehalten wird: „Klöster, Kirchen, Synagogen und Moscheen sind Orte, in denen der Name Gottes erwähnt wird und daher unter Schutz steht“.