Nach seinem Wien-Besuch Ende April dieses Jahres fand der syr.-orth. Bischof Silvanus seine Marienkirche in Homs schwer beschädigt vor. Auch das dazugehörige Waisenhaus wurde von Granaten angegriffen und gänzlich unbewohnbar gemacht. Die 30 Kinder wurden vorsichtshalber unmittelbar davor in einer sicheren christlichen Ortschaft in der Umgebung untergebracht. Inzwischen haben sich weit mehr als 50.000 aus Homs geflohenen Christen in den umliegenden Dörfern versteckt.
In einem Brief an CSI bedankte sich Bischof Silvanus gemeinsam mit Bischof Roham von Euphrat für die Unterstützung und Gastfreundschaft. Ihrem Schreiben waren die hier abgebildeten Fotos beigelegt. Der erschütternde Inhalt bezog sich auf die massiven Zerstörungen, die ein Leben in der Rebellenhochburg Homs unmöglich machen. Die Bischöfe berichteten auch von tragischen Familienschicksalen, von Mord und Entführungen sowie vom Leben vieler Christen nunmehr am Rande der Armutsgrenze.
Gregorios Laham III., Oberhaupt der weltweit rund 800.000 melkitischen Katholiken (davon leben 350.000 in Syrien), zur Tagespost: „Syrische Christen wurden nicht von einheimischen, sondern von ausländischen Muslimen umgebracht. Fremde Kräfte schüren den Hass!“ (…) Wir bräuchten dringend eine Charta der arabischen Menschenrechte“, dann wäre das eine Zukunft für den Islam und den christlich-islamischen Dialog. (…) Der Islam braucht die Christen!“
Franziskanerpater Romualdo Fernandez vom Ökumenischen Zentrum in Tabbaleh (Damaskus), zum Fidesdienst: „Syrien braucht einen Dialog und keine Waffen“ Als Christen stehen wir den Menschen aller Konfessionen in der Not zur Seite, und werden dieses Land nicht verlassen. Wir waren gestern hier, wir werden auch heute und morgen hier sein, an finsteren und an hellen Tagen, in der Gewissheit, dass der Herr möchte, dass wir hier bleiben und für uns sorgen.“
Die Zahl der Toten hat laut UNO längst die 10.000er-Schwelle überschritten.
„Nach Einschätzung des Menschenrechtsrates der UNO nimmt die Gewalt in Syrien immer stärker religiöse und ethnische Züge an. Vor allem zwischen der sunnitischen Mehrheit und den schiitischen Alawiten, aus denen der Assad-Herrscherclan stammt, wachse die Feindschaft. Aber auch Christen geraten zwischen die Fronten: Ende Juni waren rund 400 (!) von ihnen in der besonders umkämpften Rebellenhochburg Homs eingeschlossen, nachdem sich die Rebellen in einem christlichen Viertel verschanzt hatten. Während zuvor die Opfer vor allem wegen ihrer Haltung dem Regime gegenüber angegriffen wurden, gibt es nun eine steigende Zahl von Vorfällen, wo die Opfer offenbar wegen ihrer religiösen Zugehörigkeit attackiert wurden.“
(Aus: Die Presse, 28. Juni 12)