SRI LANKA: Kardinal verurteilt Rache gegen Muslime
Nach Berichten über Vergeltungsaktionen gegen Muslime in Sri Lanka äußerte sich die Föderation der Asiatischen Bischofskonferenz ernsthaft besorgt. Wer nun Hass und Zwietracht gegen unschuldige Menschen säe, sei nicht besser als Terroristen, so der Vorsitzende Bischof Charles Maung Bo am vergangenen Freitag.
Terroristen wollten spalten
Die inzwischen fast 900 Betroffenen seien mitunter selbst als Flüchtlinge vor Verfolgung geflohen und litten als Minderheit, wie die Christen, unter Intoleranz und Diskriminierung. Darum, warnt der Kardinal und Bischof von Yangon (Myanmar), müsse Solidarität herrschen. Er verurteilte die Anschläge am Ostersonntag, doch nun dürfe man nicht alle Muslime für die Taten einer kleinen Gruppe von Extremisten verantwortlich machen. Hass und Zwietracht zu entfachen, sei genau deren Ziel gewesen. Maug Bo fordert Sri Lankas Behörden auf, Aufstachelungen zu beenden und das gegenseitige Vertrauen wiederherzustellen. Die Föderation der asiatischen Bischöfe versicherte ihre Verbundenheit und ihr Gebet um Heilung der Wunden: „Wir lassen nicht zu, dass Hass in unserem Leben Fuß fasst. Lasst stattdessen die gegenseitige Liebe regieren“.
Sonntagsmessen in Kirchen bleiben ausgesetzt
Katholiken in der Hauptstadt Colombo müssen nach den Anschlägen vom Ostersonntag vorerst weiter auf Sonntagsmessen in Kirchen verzichten. Die Feiern bleiben ausgesetzt. Kardinal Malcolm Ranjith, der Erzbischof von Colombo, traf diese Entscheidung, nachdem die Regierung vor der Gefahr weiterer Angriffe gewarnt hatte.
Die Verfügung gilt ausschließlich für den Hauptstadt-Bezirk. Insgesamt waren bei den Terroranschlägen auf Sri Lanka fast 260 Menschen gestorben. Die Behörden bestätigten gegenüber Kardinal Ranjith, einige Tatverdächtige der Oster-Massaker seien noch nicht gefasst. Der Erzbischof wirft der Regierung vor, Informationen nicht weitergegeben zu haben, die die Angriffe vom 21. April hätten verhindern können. Der indische Geheimdienst hatte Sri Lanka über eine mögliche Bedrohung in Kenntnis gesetzt. Auch die aktuellen Warnungen stammten nach Angaben der Regierung von einer nicht näher genannten „vertrauenswürdigen Quelle aus dem Ausland“.
Katholiken müssen zuhause feiern
Zwei Wochen nach den Anschlägen am Ostersonntag wollte die Kirche am Wochenende eigentlich zum ersten Mal wieder Sonntagsmessen feiern – wenn auch unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Ranjith hatte bereits am vergangenen Sonntag eine Heilige Messe im Gedenken an die Opfer gehalten, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Kapelle seiner Residenz. Aus Angst vor weiteren Anschlägen wurde der Gottesdienst nur im Fernsehen übertragen.
Die katholischen Schulen des Landes bleiben nach Angaben des Erzbischofs aufgrund der neuen Warnungen bis auf Weiteres geschlossen. Nach verlängerten Osterferien sollte der Unterricht ursprünglich wieder am Montag beginnen.
Öffnung von 10.000 Schulen
Die mehr als 10.000 staatlichen Schulen in Sri Lanka sollen hingegen heute Montag wieder öffnen, wie die Regierung mitteilte. Allerdings will sie die Sicherheitsvorkehrungen verschärfen. Unter anderem soll zunächst vor jeder Schule eine bewaffnete Wache postiert werden.
Quellen: fides/vatican news/afp