Managua
Nicaragua: Etliche Religionsgemeinschaften verlieren Rechtsstatus
Galten die staatlichen Repressalien zu Beginn besonders der römisch-katholischen Kirche, sind in den letzten Monaten auch viele andere religiöse Gruppen betroffen.
Zahlreiche protestantische Kirchen, die Nicaraguanische Evangelische Allianz und die Latino-Islamische Kulturvereinigung sind drei der 169 Gemeinschaften bzw. Organisationen, deren Rechtsstatus Ende August vom Innenministerium aufgehoben wurde. Mit der jüngsten Welle an Aufhebungen sind nun seit 2018 insgesamt 5.552 Gemeinschaften bzw. Organisationen von der Willkür des Staates unter Präsident Daniel Ortega und seiner Frau und Vizepräsidentin Rosario Murillo betroffen.
Die Latino-Islamische Kulturvereinigung war seit Mai 2020 rechtlich anerkannt und unterhielt eine Moschee in der Hauptstadt Managua, in der sich die muslimische Gemeinschaft regelmäßig versammelte. Zwei geschichtsträchtige protestantische Kirchen des Landes sind ebenso betroffen. Zum einen die Episkopalkirche Nicaraguas, die zur weltweiten anglikanischen Kirchengemeinschaft gehört und seit 1612 in der Region präsent ist, und zum Anderen die Herrnhuter Brüdergemeinde (Moravian Church) Nicaraguas, die 1847 in dem mittelamerikanischen Land gegründet wurde. Beide Kirchen engagierten sich besonders im Bildungssystem, v.a. in mehrheitlich indigen bzw. afro-kolumbianisch bewohnten Regionen Nicaraguas.
Ebenfalls betroffen ist eine weitere historisch bedeutende Kirche: die Erste Baptisten Kirche von Managua, die 1917 gegründet wurde und Schulen, ein Seminar, ein Krankenhaus und einen Radiosender betrieb. Die Regierung hat außerdem angekündigt, dass sämtliches Eigentum im Zusammenhang mit den aufgelösten Organisationen, wie Gebäude, Grundstücke, Mobiliar usw. an die Regierung übertragen wird. In der Vergangenheit wurden Immobilien der nicaraguanischen Armee und dem nicaraguanischen Sozialversicherungsträger „gespendet“.