Frankreich: Terror in einer Kirche, drei Tote
Drei Tote, mehrere Verletzte: Das ist die Bilanz eines Angriffs auf Kirchenbesucher in Nizza. Ein mit einem Messer bewaffneter Mann ging am Donnerstagmorgen in der Notre-Dame-Kirche auf Gläubige los; die Polizei konnte ihn festnehmen, er wurde bereits vernommen.
Ein Mann und eine Frau wurden nach Polizeiangaben im Innern der Kirche getötet; eine dritte Person starb nach diesen Angaben in einer Bar in der Nähe der Kirche, wohin sie sich geflüchtet hatte. Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi sprach von einem Terrorakt; der Täter habe „Allah akbar“ gerufen.
Pfarrer: „Meine Reaktion ist Wut“
„Ich habe gehört, mein Sakristan sei enthauptet worden.“ Das sagte der Pfarrer der Kirche, Jean-Louis Giordan, gegenüber Vatican News. „Der Sakristan! Und noch weitere Personen. Meine Reaktion ist Wut! Ich habe die Nase voll von diesen (Mohammed-) Karikaturen – sie haben zu einem Krieg geführt! Wir haben mit der Sache überhaupt nichts zu tun, aber man greift die Kirchen, man greift uns an. Das hat uns die sogenannte Laizität1 eingebrockt, die sogenannte Freiheit.“
Anti-Terror-Ermittler haben ihre Arbeit aufgenommen, die Terrorwarnung wurde landesweit erhöht. Ministerpräsident Jean Castex kündigte eine harte Antwort des Staates an. Präsident Emmanuel Macron, der unlängst in einer Grundsatzrede einen härteren Kampf gegen Islamismus angekündigt hatte, will nach Angaben des Bürgermeisters den Tatort in Nizza aufsuchen.
Islamrat verurteilt die Messerattacke
Die EU und mehrere Regierungschefs, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, drückten Frankreich Anteilnahme und Solidarität aus. Auch der türkische Außenminister verurteilte die Bluttat von Nizza.
Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, erklärte in einem Statement, er sei bestürzt über die Messerattacke. Er bat um Gebet für die Opfer und ihre Familien. Auch der Französische Islamrat verurteilte die Messerattacke von Nizza. Er forderte die französischen Muslime auf, Feiern zum Geburtstag des islamischen Propheten Mohammed abzusagen.
Werden Christen zur Zielscheibe?
„Warum man gerade meine Kirche angegriffen hat, weiß ich nicht“, sagte Pfarrer Giordan, „aber die Verrückten schlagen eben überall zu! Und ich glaube, das ist noch nicht vorbei – wir werden noch andere Probleme haben, wenn wir nicht reagieren. Ich bin sehr bestürzt über das, was passiert ist, denn ich habe vor zehn Jahren Vincent zum Sakristan der Kirche gemacht. Und jetzt so zu sterben – das ist erschreckend.“
Der Sprecher der Bischofskonferenz, Hugues de Woillemont, forderte in einer ersten Reaktion, „diesen Krebs des Terrorismus entschlossen zu bekämpfen“. Genauso dringend sei es allerdings auch, „eine konkrete Geschwisterlichkeit in unserem Land herzustellen“. Er hoffe, dass jetzt nicht „die Christen zu Zielscheiben“ würden.
Kardinal Sarah: Monströsen Fanatismus bekämpfen
Von Rom aus reagierte der afrikanische Kurienkardinal Robert Sarah mit Abscheu auf die Nachrichten aus Nizza. Islamismus sei ein „monströser Fanatismus, der mit Kraft und Entschiedenheit bekämpft werden muss“, schrieb der Präfekt der Gottesdienst-Kongregation auf Twitter. Der Westen müsse lernen, dass Barbaren immer „Feinde des Friedens“ seien.
Nizza war bereits 2016 Schauplatz eines islamistischen Anschlags. Dabei starben am Nationalfeiertag fast neunzig Menschen; über 400 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
Quelle: afp / sk
1) Ist ein religionsverfassungsrechtliches Modell, dem das Prinzip strenger Trennung zwischen Religion und Staat zugrunde liegt (Quelle: wikipedia)