Friedenskonferenz setzt sich mit Narrativen des Friedens auseinander

Kultur und Religion als Hoffnung gegen die gefährlichen Narrative des IS

Burg Schlaining/Wien: Eine international besetzte Friedenskonferenz der Coalition of Faith Based Organization (CoalitionFBO.eu) mit der UPF (weltfriede.at) fand am Sonntag in der burgenländischen Friedensburg Schlaining statt. Neben Anela Cindrak, Akkordeonistin und Musikprofessorin aus Montenegro und Tatjana Christelbauer M.A., der Gründerin der „Agency for Cultural Diplomacy Austria“, dem Anthropologen Prof. Dr. Leo Gabriel und dem interkulturellen Wiener Multimedia-Künstler Prof. Dr. Titus Leber war auch CiN-Generalsekretär Prof. Dr. Elmar Kuhn auf das Podium geladen.

Aktuelle Christenverfolgung in Lahore holt die Tagung ein

Unmittelbar vor der Tagung haben die pakistanischen CiN-Projektpartner aus Lahore berichtet: „Ein christliches Ehepaar wurde in Gewahrsam genommen, nachdem am Samstag, 9.September im Zuständigkeitsbereich der North Cantonment Police Station Lahore ein Verfahren wegen Blasphemie gegen sie eingeleitet worden war. Angeblich hätten sie eine Kopie des „Heiligen Koran“ geschändet. Taimur, ein Nachbar, erstattete Anzeige bei der Polizei. Er gab an, er habe in einem Lebensmittel-geschäft in einer Straße gestanden, als er sah, wie einige Blätter vom Dach eines nahe gelegenen Hauses geworfen wurden. Er hob die Seiten auf, von denen sich angeblich herausstellte, dass sie aus dem „Heiligen Koran“ stammten.“ Der Vorfall ereignete sich nach dem gewalttätigen Vorfall vom 16. August, bei dem ein Mob fast zwei Dutzend Kirchen plünderte und in Brand setzte sowie die Häuser christlicher Gemeindemitglieder angriff (vgl. CiN-Presseaussendung „Beendet das Abschlachten der Christen in Pakistan“ vom 17.8.2023). Nach unserer Information vor Ort ist auch dies wieder der „übliche fabrizierte Unsinn hinter jeder dieser falschen Anschuldigungen. Die Christen in Pakistan sind ja nicht dumm“, so Pater Robert in Pakistan wörtlich. Wieder wird mit Hilfe des Blasphemie-Paragraphen 295-b Christen das Existenzrecht genommen. Unser Projektpartner in Lahore ergänzt: „Der Plan ist, die Christen zu entmutigen, damit sie Pakistan verlassen und die Muslime ihren Besitz übernehmen können, der mittlerweile in die Milliarden geht.“

Friedenskonferenz 10.9.23 Leber, Christelbauer, Rechberger (Moderator), Gabriel (copyright CiN)

Narrative des Friedens entwickeln

Kuhn brachte diesen erneuten Fall in der Tagung ein. Viele anwesende Muslime aus Wien, Bangladesch und Afghanistan, darunter auch Dr. Mohamed Kabbani, Islamwissenschaftler der Uni Wien, stimmten der Analyse Kuhn zu: Die falschen Narrative der islamischen Terroristen wie auch des „Islamischen Staates“ zerstören den Sinn des Koran und führen in einen Religionskrieg. Kuhn weiter: „Es ist hoch an der Zeit, endlich Narrative des Friedens zu entwickeln, die auf Wahrheit beruhen. Schon im Johannesevangelium (Joh. 8,32) sagt Jesus: „Die Wahrheit wird euch frei machen.“ Solche Narrative könnten besonders die Religionen entwickeln und in der Bildung umsetzen. Dafür müssten die Religionen und letztlich jeder von uns in der Gesellschaft wieder sichtbarer werden. Frieden ohne Religionen wird es in der Welt nicht geben, auch wenn das säkularisierte Europa dabei sei, Gott aus Politik und Gesellschaft möglichst zu verbannen.“

Dialog in Respekt füreinander als Bedingung für erfolgreiche Gesellschaften

Solche Friedenskonferenzen zeigen auch, dass es eine schweigende Menge von Muslimen gibt, die jede Aversion gegen Christen ablehnen – weil sie den Islam in seinem Beitrag zum Frieden so verstehen. Toleranz und Respekt für den anderen sind die Grundlage für jede erfolgreiche Gesellschaft. Das ist etwas, was auch wir Christen erst durch Jahrhunderte lernen mussten. Daher tritt Christen in Not in seinen Projekten erfolgreich für den interreligiösen Dialog ein.

(CiN)
12.09.2023