Bild: Wikipedia

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Der italienisch-syrische Jesuit (li. im Bild) war im Juli 2013 von IS-Terroristen entführt worden, als er über die Freilassung der entführten Aleppiner Bischöfe Mar Gregorios Youhanna Ibrahim und Boulos Yazigi verhandeln wollte.

Damaskus-Ottawa – Der italienisch-syrische Jesuit P. Paolo Dall’Oglio soll bald nach seiner Entführung vor zwei Jahren von einem führenden IS-Terroristen in Raqqa erschossen worden sein. Dies berichtet nun eine arabischsprachige kanadische Website unter Berufung auf Geheimdokumente der „al Nusra“-Front. Pater Dall’Oglio hatte im Juli 2013 versucht, in Raqqa, der damals bereits vom IS besetzten syrischen Provinzhauptstadt, Verhandlungen über die Freilassung der beiden entführten Aleppiner Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim und Boulos Yazigi zu führen. Dabei wurde er selbst verschleppt und offensichtlich bald nach seiner Entführung ermordet.

Zur Person Paolo Dall’Oglio und sein Wirken in Syrien
Paolo Dall’Oglio  war in den achtziger Jahren durch die Revitalisierung des syrischen Klosters Der Mar Musa al-Habashi bekannt geworden. Seither hatte er sich konsequent für einen christlich-islamischen Dialog auf spiritueller Basis eingesetzt. Der 1954 in Rom geborene Paolo Dall’Oglio war 1975 in den Jesuitenorden eingetreten, bevor er seine Studien der Arabistik und der Islamwissenschaft in Beirut und Damaskus begann. 1984 wurde Dall‘Oglio nach syrisch-katholischem Ritus zum Priester geweiht. Im selben Jahr erwarb er Studienabschlüsse in den vorhin erwähnten Wissenschaften an der Universität Neapel wie auch in katholischer Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Dort promovierte er 1989 mit einer Dissertation zum Thema „Die Hoffnung im Islam“.
Der Jesuit widmete sein Leben dem islamisch-christlichen Dialog
Nach der Revitalisierung des seit dem 17. Jahrhundert verwaisten Klosters Der Mar Musa al-Habashi gründete der Jesuit 1992 eine ökumenische Gemeinschaft, die dem islamisch-christlichen Dialog gewidmet ist. Nach dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs trat er für eine friedliche Lösung ein: Er forderte einen politischen Übergang zu einer demokratischen Struktur im Konsens der verschiedenen Akteure, um die sensible soziale und religiöse Koexistenz in Syrien zu gewährleisten. Es folgte eine scharfe Reaktion des Assad-Regimes, die Aufenthaltserlaubnis Dall‘Oglios wurde annulliert.

Noch kurz vor seiner Entführung veröffentlichte der Jesuit im Juli 2013 aus Anlass des Beginns des islamischen Fastenmonats Ramadan einen bewegenden Friedensaufruf. Der Ramadan sei ein „Monat der Buße und der Hinwendung zu Gott, eine Zeit der Bitte um Vergebung…“ schrieb P. Dall‘Oglio. (poi/csi)