UPDATE 28.06.2024: Ehefrau ebenfalls verstorben – sie erlag vergangene Woche einem Herzinfarkt. Der Tod ihres Mannes und die Umstände waren eine große psychische Belastung. (akref)

UPDATE 03.06.2024: Masih ist im Militärspital CMH Rawalpindi (Punjab) verstorben. (CSW)

Sargodha/Wien

Imam hetzt auf: „Gerechtigkeit für Schändung des Korans“

Unser Schweigen ermutigt die Rädelsführer, weiter gegen Christen zu hetzen
Pakistan/Sargodha – Gestern: es war ein normaler Samstag in der christlichen Mujahid-Kolonie in der pakistanischen Großstadt Sargodha, als ein schockierender Vorfall Chaos und Gewalt auslöste. Sultan, ein Anwohner, hat eine kleine Schuhfabrik und einen Laden. Jemand hatte eine Kiste mit alten und beschädigten Koranseiten in der Nähe eines Hauses abgestellt. Der Vater des Hauseigentümers, Naveed Masih, hielt die Kiste für Müll und verbrannte sie auf der Straße (die üblich Vorgehensweise für die Müllentsorgung). Der Passant Maulana beschuldigte ihn daraufhin, Koranseiten zu verbrennen. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. „Auf Betreiben eines örtlichen Geistlichen“ (Originalton von Aqliyati Huqooq (Minority Rights March), eine von religiösen Minderheiten, Aktivisten, Vertretern und Gemeindemitgliedern geführte Basisbewegung) bildete sich ein Mob und forderte „Gerechtigkeit“ für die Schändung des Korans. Ein Video zeigt den Angriff auf den 70-jährigen Naveed Masih, der Vater von Sultan, während das Haus und die Schuhfabrik in Brand gesetzt worden seien. Die Polizei wurde am Samstag um 15.00 Uhr benachrichtigt. Auch hochrangige Beamte eilten daraufhin zum Tatort, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Bevor sie jedoch eintrafen, hatte der Mob die Sache bereits selbst in die Hand genommen. Naveed Masih, wurde aus dem Haus gezerrt und schwer verprügelt. Der Mob ließ ihn in einem kritischen Zustand auf dem Boden liegen.

Elmar Kuhn von „Christen in Not“: „Gemeinsam auch mit Vertretern des Islam in Österreich und unserer Politik müssen wir solche Vorgänge aufzeigen und zu einem rascheren Eingreifen der Sicherheitskräfte ermuntern. Wegschauen bedeutet die Ermutigung der radikalen Muslime, in Pakistan wie in Europa, die muslimische Gemeinschaft in Geiselhaft zu nehmen und Christen zu Freiwild zu erklären. In die gleiche Kerbe schlägt die Verachtung der freiheitlichen Grundwerte durch Forderungen nach dem Kalifat wie in Hamburg. In einer globalen Welt müssen wir auch global wachsam sein!“ In diesem Zusammenhang verweist Christen in Not auch auf die neu gegründete Stabstelle internationaler Schutz verfolgter religiöser Minderheiten im Bundeskanzleramt der Republik Österreich. Kuhn: „Das ist ein richtungsweisender und mutiger Schritt der Bundesregierung!“

Mob greift Krankenwagen an – wann reagieren endlich die muslimischen Verantwortlichen?
Als die Polizei eintraf, gelang es ihr, Naveed aus den Fängen des Mobs zu befreien und ihn zur medizinischen Behandlung ins Krankenhaus zu bringen. Der Krankenwagen, Rescue 1122, wurde jedoch ebenfalls von dem Mob angegriffen, der ihn mit Steinen bewarf, die Fensterscheiben einschlug und den schwerverletzen Naveed noch im Krankenwagen töten wollte. Kuhn: „Wo Menschen instrumentalisiert und aufgehetzt werden, gibt es offenbar kein Halten mehr. Nicht einmal vor Polizei und Krankenwagen wird Halt gemacht. Diese Verrohung ist ein Werk der fundamentalistischen Aufwiegler, die wieder einmal unter den muslimischen Geistlichen zu suchen sind. Wann reagieren endlich die religiösen Führer und setzen sich für ein friedliches Zusammenleben der Religionen ein?“

Die Polizei wiegelt ab – Sargodha blieb eine große Tragödie erspart
Der Polizeichef des Bezirks Sargodha, Asad Ejaz Malhi, erklärte, dass der Vorfall auf eine angebliche Schändung zurückzuführen sei, betonte jedoch, dass ein großes Polizeiaufgebot im Einsatz gewesen sei und es keine Todesopfer gegeben habe. Er betonte, dass niemand verletzt worden sei: In einer Erklärung der Polizei von Punjab heißt es, dass der regionale Polizeibeamte von Sargodha, Shariq Kamal, der Polizeipräsident Malhi und andere Polizeibeamte sofort reagierten, sobald der Vorfall gemeldet wurde, und den Ort sofort erreichten, wobei es ihnen gelang, zehn Menschenleben zu retten und die Situation zu kontrollieren: „Es gab keine Todesopfer, aber mehr als 10 Polizeibeamte und -mitarbeiter wurden durch die Steinwürfe der aufgebrachten Menschen verletzt. Die Polizei von Sargodha riskierte ihr Leben, um die Familien zu retten und sie aus der Menge herauszuziehen. Dem rechtzeitigen Eingreifen der Polizei ist es zu verdanken, dass Sargodha eine große Tragödie erspart blieb“, hieß es in der Erklärung, und die Lage in der Stadt sei „völlig friedlich und unter Kontrolle“.

Betroffene widersprechen und zeigen Versagen des Staates auf
Ein Verwandter des Verletzten widersprach dem jedoch und erklärte, sein Onkel befinde sich in einem Krankenhaus in kritischem Zustand und die Familie dürfe ihn nicht sehen. Und weiter: „Die Videos des Angriffs zeigen eindeutig, dass Beamte der Polizei des Punjab als stumme Zuschauer vor Ort waren, was darauf hindeutet, dass sie die an dem Angriff beteiligten Terroristen stillschweigend gebilligt und unterstützt haben“. Minority Rights March ergänzt: „Dieser Angriff zeigt einmal mehr, dass der Staat und die Strafverfolgungsbehörden trotz wiederholter Anordnungen des Obersten Gerichtshofs bei der Eindämmung des wachsenden Extremismus versagt haben.“

Christen arbeiten dennoch für Verständnis und Versöhnung
Positiv hervorzuheben ist aber, dass die Polizei ausdrücklich die Mitglieder des Friedenskomitees des Distrikts und die christliche Gemeinde lobte, die eine „wirksame Rolle bei der Wiederherstellung der Atmosphäre von Verständnis und Frieden“ gespielt hätten.

Info: In der Stadt Sargodha in der pakistanischen Provinz Punjab, kommt es immer wieder zu Spannungen: In weniger als einem Monat gab es bereits im Juli 2023 drei Fälle von Blasphemievorwürfen gegen einheimische Christen vor Ort, die zu Gewalt führten, so dass die christlichen Einwohner um ihre Sicherheit besorgt sind. (fides)
Sargodha ist eine Großstadt in der pakistanischen Provinz Punjab. Sie liegt 175 km westlich der Metropole Lahore und etwa gleich weit südlich der Hauptstadt Islamabad. Sargodha hatte bei der letzten Volkszählung (2017) 659.862 Einwohner. Ihre Wirtschaft ist traditionell landwirtschaftlich geprägt, aber sie ist auch Standort einer Universität und von Pakistans größter Luftwaffenbasis. (Wikipedia)


Bild 1: Sargodha_Mob brennt Schuhfabrik nieder_©CiN

 


Bild 2: Sargodha_auch der Krankenwagen wird angegriffen_©CiN

Kontakt: www.christeninnot.com Generalsekretär Prof. Dr. Elmar Kuhn Mobil: +43 664 15 75 151 kuhn@ChristeninNot.com

“CHRISTEN IN NOT“- Christen helfen in Not: Das 1980 gegründete ökumenische Hilfswerk konzentriert seine Arbeit auf Afrika, den Nahen Osten und Asien, wo Christen als Minderheit in ihrer Existenz bedroht sind. CiN leistet Nothilfe bei Verfolgung und Vertreibung von Christen und Gläubigen anderer Religionen. Die Projekte liefern Best-Practice-Beispiele für die ganze Regionen, z.B. für Ausbildungsmodelle für christliche Tagelöhner (mit Schwerpunkt auf Frauenförderung) in Pakistan oder mit dem kindgerechten Waisenhaus für Terroropfer in Nigeria. Advocacy-Arbeit setzt sich für die Verteidigung von Blasphemie-Opfern vor Gericht oder die Aufklärung von Eltern und Schulkindern über ihre Rechte ein. CiN lebt den interreligiösen Dialog mit allen Projektpartnern zum Abbau von Vorurteilen und zum Entstehen von gegenseitigem Respekt. Darum werden auch die Projektnachbarn aus anderen Glaubensrichtungen in Hilfs- und Schulungsmodelle einbezogen, soweit dies möglich ist.

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(CiN)
26.05.2024