Auszüge aus einem Appell des irakisch-chaldäischen Patriarchen Louis Raphael SAKO an CSI-Österreich im 2. Gedenkjahr der Vertreibung der Christen aus Mosul

„Inzwischen sind schon zwei Jahre seit dem brutalen Einmarsch des sog. Islamischen Staates in unserer nordirakischen Millionenstadt Mosul vergangen. Christen verloren damals über Nacht ihr Hab und Gut und fristen seitdem als verarmte Flüchtlinge im angrenzenden Kurdistan ein jämmerliches Dasein. Im zweiten Gedenkjahr (Flucht aus Mosul vom 10. bis 17. Juni 2014 und aus den benachbarten Ortschaften im Ninive-Tal vom 6. bis 7. August 2014, Anm.) gibt es allerdings erste Zeichen für eine Zerschlagung des Terrorismus. Allen Widerständen zum Trotz haben viele unter ihnen jetzt wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in ihre für immer verloren geglaubte Heimat – vor allem seitdem die irakische Armee die Städte Ramadi und Falludscha zurückerobert hat.

Damit ihre Heimkehr bald ermöglicht wird, richte ich einen dringenden Appell an die Staatengemeinschaft,
den Prozess der Befreiung Mosuls sowie der christlichen Städtchen in der Ninive-Ebene mit allen Kräften rasch voranzutreiben. Eine international zusammengesetzte, bewaffnete Schutztruppe sollte danach für Ruhe und Sicherheit sorgen. Da ich davon überzeugt bin, dass dies eines Tages realisierbar ist, gebe ich u.a. Folgendes zu bedenken:

  • Die Staatengemeinschaft ist dazu angehalten, Geld- und Waffenlieferungen zu unterbinden, da diese meist in falsche Hände geraten. Ein Terrorist ist nicht nur jemand, der Verbrechen ausübt, sondern jeder, der eine zerstörerische Ideologie predigt, plant und unterstützt. Dazu gehört auch der Missbrauch der Religion, um diese Todsünden zu legitimieren. Wir erleben derzeit eine ernstzunehmende „Gehirnverschmutzung“, die das intellektuelle, religiöse sowie ethnische Gleichgewicht gefährdet, das über Jahrhunderte in unserer Region bestanden hat.
  • Mein dringendes Anliegen an alle Iraker ist es, diesen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte zu nutzen, unser Land mit Vernunft und Nachsicht – ohne Rachegedanken – zu einen und wiederaufzubauen. Die Einheit ist die Rettung!“