600px-Libya_on_the_globe_(North_Africa_centered)Während die ganze Welt auf Syrien blickt, reißen auch die Flüchtlingsströme in Libyen und im Sudan nicht ab. Die Schicksale könnten erschütternder nicht sein. So erzählt der Priester Musie Zerai der im Auffanglager Hums, östlich von Tripolis, Flüchtlinge betreut: „Es gibt drei schwangere Frauen im Lager, eine von ihnen ist im achten Monat. Diese bekommen dort nicht die geringste ärztliche Hilfe, auch keine Unterstützung anderer Art. Sie werden oft schlecht behandelt. Die Flüchtlinge sind verzweifelt, einige haben versucht zu fliehen. Die Sicherheitskräfte haben sich einen jungen Mann geschnappt, haben behauptet, dass er fliehen wollte, haben ihn durchgeprügelt und schließlich erschossen.“

Mindestens drei Asylbewerber sind laut Musie Zerai im Lager Hums bereits getötet worden.
Zerai versucht sich durch Gespräche mit Flüchtlingen ein genaues Bild von der Lage in den Camps zu machen: „Nach dem was ich aus dem Lager von Bengasi höre, gibt es dort ständig sexuelle Gewalt gegen Frauen. Außerdem sind rund 150 Menschen entführt und versklavt worden. Menschenrechtler hatten sich nach dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi eine Verbesserung der Lage erhofft.

Europa hat aus der Sicht des Flüchtlingsseelsorgers eine besondere Verantwortung, allein schon wegen seiner geografischen Nähe zu Libyen.
„Die EU-Länder haben mit Libyen eine Reihe von Handelsverträgen, tun aber nichts, um den Respekt vor den Rechten dieser Leute einzufordern. Man bräuchte vor allem eine dauerhafte, tragfähige Lösung, um zu verhindern, dass diese Flüchtlinge in den Händen von Menschenhändlern landen.“