Islamistisches Gedankengut im Schulunterricht
Irakische Christen werfen dem Ministerium für Erziehung ihres Landes vor, in den Schulen auch im Fach arabische Sprache islamistisches Gedankengut zu verbreiten. „In den sozialen Medien kursieren Prüfungsblätter für Arabisch, aus denen hervorgeht, dass auch christliche, yezidische und mandäische Schülerinnen und Schüler mit Aufgaben konfrontiert werden, die leicht missverstanden werden und Gewalt gegen Andersgläubige rechtfertigen. So mussten Schüler, die in der vergangenen Woche ihre Prüfungen abgelegt haben, neben vielen Versen aus dem Koran auch einen poetischen Vers grammatikalisch deuten, in dem faktisch die Gewaltideologie des „Islamischen Staates“ (IS) propagiert wird “, berichtete der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Kamal Sido am Montag in Göttingen. Der poetische Vers heißt wörtlich: „Lasst sie töten außer die kleinen Kinder und die Alten!“ Auch in den Fächern Geschichte oder Sozialkunde ist islamistisches Gedankengut im Unterrichtsstoff zu finden.
„Die gegenwärtige Schulpolitik des Irak, aber auch anderer Länder des Nahen Ostens legt Grundlagen für die fortgesetzte Islamisierung der Bevölkerung. Wenn verhindert wird, dass die Schülerinnen und Schüler kritisch über historische Zusammenhänge, andere Kulturen und Religionen aufgeklärt werden, entwickeln sie auch kaum Toleranz gegenüber Nicht-Muslimen“, kritisierte Sido und forderte: „Themen wie der Völkermord an den christlichen Armeniern, Assyrern/Chaldäern/Aramäern im Osmanischen Reich 1915 oder der Holocaust dürfen auch in den Ländern des Nahen Ostens nicht tabu bleiben.“ Der Massenmord an den europäischen Juden im Dritten Reich werde in islamischen Ländern entweder geleugnet oder sogar gutgeheißen. „Dies hinterlässt auch Spuren bei Migrantinnen und Migranten aus türkischen, arabischen, persischen und selbst kurdischen Gesellschaften, die nach Deutschland und Europa kommen und erst hier mit diesen Themen konfrontiert werden“, warnte Sido.
Viele Christen, Yeziden und Angehörige anderer Minderheiten im Nahen Osten würden sich angesichts der Islamisierungstendenzen bereits auf eine Flucht oder Auswanderung vorbereiten, sagte Sido. Nach dem Erstarken des IS 2014 bis Ende 2017 sollen mindestens 15.000 christliche Familien aus dem Irak und Syrien nach Europa, Australien, USA und Kanada ausgewandert sein. Viele Christen sehen für sich keine Zukunft mehr im Nahen Osten, solange der Einfluss des radikalen Islam nicht spürbar begrenzt ist. „Auch wenn der radikale sunnitische Islam, dem die IS-Mitglieder angehören, augenblicklich die größte Gefahr für die religiösen Minderheiten darstellt, ist der schiitische Islam nicht weniger gefährlich für die ethnische und religiöse Vielfalt, wenn er sich radikalisiert und die Oberhand gewinnt“, sagte der Menschenrechtler. Diese Gefahr bestünde vor allem im Irak.
Quelle: Dr. Kamal Sido, GfbV-Nahostreferent – Pressebericht