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09.02.2025
Kathpress: Nahostexperte: Nicht alle können nach Syrien zurück
Nach dem politischen Wechsel in Syrien bleibt die Lage vor Ort komplex und ungewiss. Selbiges gilt für eine mögliche Rückkehr von ehemals aus dem Land geflohenen Syrern. Darauf hat der Nahost- und Flüchtlingsberater von Kardinal Schönborn, Manuel Baghdi, hingewiesen.
Es gebe auch „ethnische oder religiöse Minderheiten, die nicht nach Syrien zurückkehren können oder dürfen“, etwa die Alawiten, so Baghdi in der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ (Ausgabe 6/2025): „Man muss Racheakte gegen Christen, Alawiten oder Kurden befürchten.“
Er sei in ständigem Kontakt mit vielen Patriarchen, Bischöfen und auch einfachen Menschen, Christen und Nicht-Christen. „Natürlich gibt es auch schreckliche Nachrichten aus Syrien. Wir Christen sollen aber das Positive sehen und unterstützen“, so Baghdi.
Einsatz für Menschen in Not
Baghdi, 1961 in Syrien geboren, gehört der Armenisch-katholischen Kirche an. Er wanderte nach dem Studium in Damaskus Ende 1989 nach Österreich aus. Er arbeitet seit 1996 mit Kardinal Christoph Schönborn zusammen, als Beauftragter für Flüchtlinge und als Nahostbeauftragter. Schon seit 1994 engagiert sich Baghdi im Verein „Bewegung Mitmensch – Maria Loley“, um Menschen in Not zu helfen.
Die Hilfe für die Christinnen und Christen im Orient war und ist auch Kardinal Schönborn ein Herzensanliegen, so Baghdi. „Unser Motto hat der Kardinal immer so ausgedrückt: ,Wir werden nicht allen Menschen helfen können, nicht vieles ändern können, wir werden nicht Kriege stoppen können. Aber dort, wo wir gefragt sind, wo jemand bei uns anklopft, da sollen wir mit unseren besten Möglichkeiten helfen.’“
Lobende Worte fand Baghdi im Rückblick auf die Flüchtlingspolitik Österreichs: „2015 nahm Österreich viele Flüchtlinge auch aus Syrien auf. Ich bin ein Zeuge dieser Zeit, Kardinal Schönborn hat ein großes Herz für Flüchtlinge, es war ihm ein großes Anliegen, zu helfen.“ Österreich habe „großartige Arbeit geleistet“, was Flüchtlinge betrifft. „So haben die zuständigen Beamten die Anträge individuell, aber auch schnell erledigt. Großartig waren auch die Kurse bis hin zur Integration“, so Baghdi.
30.01.2025
Vatican News: „Syrisches Volk kann wieder hoffen“
Das syrische Volk hat in den vergangenen Wochen zwei große Geschenke erhalten: Zum Einen die Befreiung vom Regime des Assad-Clans, und zum Anderen die schrittweise Lockerung der Sanktionen, die die Europäische Union am Montag angekündigt hatte. Das sagte am Mikrofon von Radio Vatikan Jacques Mourad, der syrisch-katholische Erzbischof von Homs der Syrer.
„Dies ist das zweite große Geschenk, das wir in diesem Zeitraum erhalten haben“, sagt uns der Erzbischof von Homs. „Das erste war die Befreiung. Und jetzt diese Befreiung von den Sanktionen, die es uns ermöglicht, zu atmen, zu hoffen und zu hoffen. Denn wir sind wirklich an einem Punkt angelangt, an dem es unmöglich ist, zu leben, vor allem nach all diesen großen Veränderungen im Land. Und da die neue Regierung beschlossen hat, viele der Angestellten zu entlassen, haben sie ihr Gehalt verloren. Mit dieser Entscheidung gibt es also vielleicht die Möglichkeit, neu anzufangen. Wiederaufbau bedeutet Baustellen, Unternehmen, die kommen, um im Land zu arbeiten, den Menschen Arbeit zu geben und das Leben wieder lebenswert zu machen.“
Der Name des ehemaligen Mönchs, der seit 3. März 2023 Erzbischof von Homs ist, wurde weltweit ein Begriff, als er 2015 von Dschihadisten entführt und erst nach mehrmonatiger Gefangenschaft freigelassen wurde. Dieses Schicksal hatte er mit seinem spirituellen Ziehvater aus der mönchischen Gemeinschaft von Deir Mar Musa gemein, allerdings tauchte der römische Jesuit Paolo Dall’Oglio nach seiner Entführung im Jahr 2013 in Rakka – der damaligen Hochburg des Islamischen Staates – nie wieder auf, sein Verbleib ist nach wie vor unklar. In Syrien bereitet man sich aber nun nach schwierigen Jahren auf einen Neuanfang vor, wobei ein Fokus der Kirche vor allem auf den jungen Menschen liegen müsse, meint Erzbischof Mourad.
Verantwortung für die Jugend
„Ich denke, dass wir in dieser Zeit eine große Verantwortung haben, über Initiativen in der Kirche nachzudenken, insbesondere für unsere jungen Leute, die gehen, die nach immer neuen Wegen suchen, um auszuwandern. Natürlich ist es nicht einfach, etwas zu schaffen, zusammenzuarbeiten, um große Projekte zu verwirklichen, um unsere Familien und Menschen am Leben zu erhalten. Aber das ist unsere Verantwortung und unser Wunsch. Ich hoffe, dass wir es schaffen können, etwas zu verwirklichen.“
Allerdings brauche es dafür Kreativität und vielleicht auch ein wenig „geniale“ Ideen, eine Kreativität, die den Menschen in Syrien nach dem jahrelangen Leben unter einem totalitären Regime vielleicht ein wenig abhanden gekommen sei, räumt der Erzbischof ein. „Wir haben also nicht wirklich Visionen wie die Europäer zum Beispiel, wir haben keine idealen Ideen. Also brauchen wir dafür Hilfe“, so der Appell von Jacques Mourad.
Hoffnung für die Gemeinschaft
Für ihn und die Christen in Syrien bedeute es viel, dass Kardinal Gugerotti dieser Tage als Gesandter von Papst Franziskus das Land bereist. Seit dem 24. Januar war der Kardinal im Auftrag des Papstes an verschiedenen Stätten, um dort die lokale katholische Gemeinschaft, aber auch Vertreter anderer Kirchen und Vertreter von Hilfswerken zu treffen. Am Donnerstag wird er in Rom zurück erwartet.
„Also, für uns ist das ein großer Trost. Wir wissen sehr gut, dass unser Heiliger Vater uns als Volk und als Kirche immer nahe ist, er ist sehr sensibel für alles, was wir erleben, und er ist auch sehr besorgt über die Situation. Dieser väterliche Aspekt von ihm ermutigt uns, mehr Geduld zu haben und in dieser Zeit mutig zu sein.“
Dies treffe auf das ganze Land, aber im Besonderen auf die Situation in Homs und in der Umgebung von Homs zu, meint Mourad. „Denn da wir eine gemischte Stadt sind, gibt es viele Alawiten, eine große christliche Gemeinschaft und auch eine muslimische Mehrheit. Wir haben also eine Verantwortung und wir arbeiten für alle, für alle, für die gesamte Bevölkerung, denn Gerechtigkeit kann nicht nur für eine einzige Gemeinschaft gelten.“
16.01.2025
Kathpress: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) warnt vor sich verschlechternder Lage von Frauen und Christen
Nach Einschätzung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) verschlechtert sich in Syrien aktuell die Lage von Frauen und insbesondere der christlichen Minderheit. „Die Islamisierung des Landes schreitet weiter voran“, erklärte die Menschenrechtsorganisation laut deutscher Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Frankfurt. Derzeit würden täglich rund 2.000 Christen und andere Minderheiten im Norden Syriens aus Angst vor islamistisch motivierten Übergriffen in von Kurden dominierte Gebiete fliehen, hieß es. Es gebe Kirchen, die „zugemauert oder verwüstet“ würden.
Das Schulsystem sei bereits auf die strikte Befolgung islamistischer Regeln umgestellt worden, berichtet die Gesellschaft für Menschenrechte. Mädchen, auch Angehörige nicht-islamischer Minderheiten, müssten nun in der Schule ein Kopftuch tragen. „Die internationale Gemeinschaft darf sich von der neuen Regierung in Syrien nicht täuschen lassen. Zwar zeigt sie nach außen noch ein friedliches Gesicht, aber man darf nicht vergessen, dass sie aus bewaffneten islamistisch-dschihadistischen Rebellen hervorgegangen ist, die für ihre Beziehungen zu Al-Qaida und ihre barbarischen Aktionen bekannt sind“, erklärte der IGFM-Vorsitzende Edgar Lamm.
„Schleichender Prozess“
Er gehe zwar nicht davon aus, dass es Massaker gebe. „Aber ich befürchte, dass es einen schleichenden Prozess geben wird, in dem radikale Islamisten syrische Minderheiten verfolgen und ermorden“, so Lamm. Bei ihren Besuchen müssten deutsche Regierungsmitglieder auf die Achtung der Menschenrechte – und besonders auf die der Frauen – hinweisen, betonte er anlässlich des Besuchs von Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) in Damaskus.
Dass der aktuelle Machthaber Ahmed al-Scharaa dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot beim Besuch in Syrien die Hand reichte, nicht aber der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, sei nicht nur ein politischer Affront. „Es ist klares Indiz dafür, dass die neuen Machthaber nicht bereit sind, ihre islamistische Sicht in Bezug auf die Frau hinter sich zu lassen“, so Lamm.
02.01.2025
Kathpress: Neuer Machthaber macht Christen Zusicherungen
De-facto-Machthaber al-Golani traf mit christlichen Kirchenführern zusammen – Papstgesandter in Damaskus: Christen müssen bei Wiederaufbau dabei sein – Kardinal Zenari fordert Ende von Sanktionen: „Wenn wir Frieden in Syrien wollen, müssen wir für Entwicklung sorgen“
Damaskus/Vatikanstadt, 02.01.2025 (KAP) In Syrien hat sich der neue De-facto-Machthaber Abu Mohamed al-Golani am Silvestertag mit christlichen Kirchenführern getroffen. Der frühere Islamist, der nun unter seinem bürgerlichen Namen Ahmad al-Sharaa auftritt, versprach den Christen, sie könnten unbehelligt bleiben und ihre Religion frei ausüben, berichtete „Vatican News“ am Donnerstag unter Berufung auf den päpstlichen Nuntius in Damaskus. Dieses Treffen sei „ein Ereignis, das bis vor drei Wochen in der Geschichte Syriens unvorstellbar war“, sagte der Papstgesandte Kardinal Mario Zenari in einem am Neujahrstag geführten Interview mit dem vatikanischen Nachrichtenportal.
An der Begegnung nahm der Nuntius demnach selbst nicht teil, er habe sich aber Bericht erstatten lassen, erklärte Zenari. Die anwesenden Bischöfe und Priester hätten eine gewisse Hoffnung für die Zukunft Syriens geäußert, schilderte der Kardinal. „Al-Golani versprach, dass es ein Syrien für alle sein wird, ein Syrien ohne Ausgrenzung, und zum Schluss wünschte er ein frohes Weihnachtsfest und ein Jahr des Friedens.“ Zenari äußerte sich vorsichtig optimistisch, was die Zukunft der Christen in Syrien betrifft. In seiner Funktion als Dekan des Diplomatischen Korps habe er bereits den neuen Außenminister getroffen, berichtete der Kardinal. Man sei sich über bestimmte Prinzipien und Grundwerte einig, „aber natürlich wollen wir Taten sehen“, sagte Zenari. Die örtlichen Bischöfe zeigten Optimismus, doch viele Christen hätten große Angst: „Viele wollen Syrien schnell verlassen.“
Ein Exodus der christlichen Minderheit, der schon seit langem in Gang ist – und den Zenari aufzuhalten hofft, wie er gegenüber „Vatican News“ schilderte. „Ich habe den Christen sofort gesagt: Habt keine Angst, bleibt! Jetzt ist nicht die Zeit, Syrien zu verlassen, sondern es ist die Zeit, auch für Christen außerhalb des Landes zurück zukehren. Denn wir müssen gut sichtbar bleiben, und man gibt uns zumindest in Worten ja auch die Möglichkeit dazu.“ Christen müssten beim Wiederaufbau des neuen Syrien dabei sein, betonte Zenari – „indem wir die Werte der Wahrung der Menschenrechte, der Freiheit und des Respekts für alle voranbringen. Wehe uns, wenn wir
dabei fehlen!“
Vor dem Beginn des Bürgerkriegs machten Christen in Syrien ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung aus; dem Regime der Familie Assad standen sie mehr oder weniger nahe. Heute ist ihre Zahl auf unter zwei Prozent abgerutscht – wegen starker Bedrängnis durch islamische Terroristen und wegen der Folgen des Bürgerkriegs. 2011 lebten anderthalb Millionen Christen im Land, mittlerweile spricht man von nur noch 300.000. Davon sind etwa 190.000 katholisch – rund ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Der italienische Vatikandiplomat Zenari ist seit 2008 Papstbotschafter in Damaskus und harrte über die Bürgerkriegsjahre hinweg in Syrien aus. Im „Vatican News“-Interview forderte er die internationale Gemeinschaft einmal mehr dazu auf, die Sanktionen gegen das Land aufzuheben. „Die internationale Gemeinschaft reagiert auf die schönen Versprechungen aus Syrien abwartend; aber wenn das heißt, dass man mit Unterstützung und einer Aufhebung der Sanktionen noch abwarten will, dann sage ich Nein dazu!“, so der Kardinal. „Macht euch an die Arbeit in Syrien! Dies ist ein sehr, sehr zerbrechlicher Frieden für Syrien, ein sehr heikler Moment“, forderte er die internationale Politik zum Handeln auf. In Syrien sei die Wirtschaft über die Kriegsjahre hinweg zusammengebrochen, Schulen wurden zerstört, die Hälfte der Spitäler funktionierte nicht, Menschen hungerten oder hätten keinen Strom, beklagte Zenari. „Wenn wir Frieden in Syrien wollen, müssen wir für Entwicklung sorgen“, rief der Kardinal auf: „Der neue Name für Frieden ist Entwicklung, um Syrien zu helfen, auf eigenen Füßen zu stehen und zu gehen.“
19.12.2024
Lokale Einschränkungen durch neue Machthaber – religiöses Leben wird jedoch ungehindert fortgesetzt
Wie CiN-Quellen aus dem Großraum Damaskus und der Region südlich von Homs berichten, gibt es erste Einschränkungen für die Bevölkerung. Unternehmern, wie etwa Besitzern von Mini-Märkten, wird geraten ab sofort keinen Alkohol mehr zu verkaufen. Bewaffnete Soldaten gehen auf Märkte und von Geschäft zu Geschäft und fordern die Verkäufer auf, den Alkohol aus dem Sortiment zu nehmen „wenn man keine Probleme haben möchte“. Diese sich wiederholende Szene läuft meist ruhig ab, zu Zeiten des Freitagsgebetes aber durchaus auch im aggressiveren Ton, „da wird dann auch gefragt, ob man keinen Respekt habe“, so die CiN-Quelle.
Aktuell sind viele innerhalb der christlichen Gemeinschaft zum aktuellen Zeitpunkt aber noch vorsichtig optimistisch, von Seiten der neuen Machthaber wurde versichert „man werde ihnen nichts tun“. Gottesdienste können gefeiert werden, es gibt kein Kopftuchgebot. Besonders im ländlichen Raum, abseits der Großstädte, nimmt das Leben seinen normalen Lauf und es sind kaum Veränderungen im Alltag der Menschen spürbar. Besonders in Dörfern in denen meist alle Bewohner einer Religion angehören, kann der Glaube ungestört praktiziert werden, bspw. in der Region zwischen Homs und Damaskus gibt es christliche Dörfer, an denen Sonntags die Kirchen wie gewohnt voll sind.
12.12.2024
Faktencheck in Syrien selbst – nicht aus dem sicheren Europa
Die Projektpartner von Christen in Not arbeiten in Aleppo und haben alles direkt miterlebt. Es sind christliche Ärzte, also sicher keine Parteigänger des Islamischen Staates. Als Ärzte bekommen sie im Krankenhaus sofort mit, was sich in der Stadt tut. Und seit Machtübernahme durch die Rebellenallianz hat es keine Folteropfer oder sonstige Anzeichen für eine islamistische Verfolgung gegeben. Im Telefongespräch mit unseren Partnern ist ein direkter und regelmäßiger Kontakt zu CiN-Generalsekretär Kuhn gegeben. Kuhn: „Die Berichte machen deutlich, dass auch in den zwei Wochen unter der Herrschaft der Rebellenallianz in Aleppo Toleranz für die christliche Gemeinschaft herrschte. Kein Kopftuchzwang. Kein Verbot christlicher Feiern in der Öffentlichkeit. Keine systematische Verfolgung von Alawiten oder Christen. Die Arbeit im Krankenhaus kann ohne Angst stattfinden. Die Straßen sind sicher. Der Wiederaufbau beginnt.“
Plünderungen
Ja, es gibt im entstandenen Machtvakuum Plünderungen und einzelne Racheakte unter verfeindeten Clans. Das ist nach jeder Revolution so. Doch die Rebellenallianz versucht – auch mithilfe der Technokraten der bisherigen Verwaltung – die Lage rasch unter Kontrolle zu bringen.
Ist dem Gesinnungswandel zu trauen?
Ahmed Hussein al-Shar’a hat bereits nach der Einnahme Aleppos erklärt, dass er dazugelernt habe. Kann das wahr sein? Ein historischer Rückblick: Menachem Begin war 1946 in Israel verantwortlich für den Terroranschlag auf das King David Hotel. Er wurde als Terrorist gesucht. Dann wandelte er sich zum Ministerpräsidenten und hoch geachteten Führer eines demokratischen Israels. Wird nun mit zweierlei Maß gemessen?
Asyl in Europa würgt den Wiederaufbau ab
Die CiN-Partner sagen: „Jeder wird dringend für den Wiederaufbau gebraucht. Sagt euren Regierungen in Europa, dass für Syrer die Rückkehr sicher ist. Wer jetzt von Verfolgung spricht, irrt. Glaubt das nicht und gebt dem Wiederaufbau in Syrien eine Chance.“ Das echte Problem sind die vielen Armen, Kinder und Frauen, die sich eine medizinische Behandlung nicht leisten können. Narkosemittel fehlen ebenso wie Medikamente. Kuhn: „Es ist eine Situation, wie ich sie aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern über die ersten Monate nach Mai 1945 kenne. Natürlich gibt es Unsicherheit. Aber noch nie in den letzten 50 Jahren hatte Syrien so eine Chance zum Neubeginn wie heute. Mit unserer Hilfe wird das möglich. Und Syrien kann so zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Partner in der ganzen Region werden. Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Weiter wachsam bleiben
CiN ist weiter regelmäßig in Kontakt mit dem Krankenhaus. Jede Entwicklung, die berechtigt Sorge auslöst, wird sofort berichtet. Dann könnte auch politisch Druck ausgeübt werden. Kuhn: „Durch die europäische Asyl-Politik könnte Syrien jetzt die Jugend für den Wiederaufbau fehlen. In Aleppo bewährt sich bisher das Vertrauen in die neuen Machthaber. Sollten dann nicht auch wir ein wenig Vertrauen haben? Sonst hat Syrien keine Chance – und das würde erst recht radikale Elemente stärken. Ein weiterer `failed state´ wäre die Folge.“