Vizepräsident Yemi Osinbajo spricht von „erbarmungslosem Morden“
(Open Doors, Kelkheim) – Vom 21. bis 25. Juni kam es zu mehreren tödlichen Angriffen von Fulani-Viehhirten auf etwa ein Dutzend christlicher Dörfer im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau. Eine genaue Anzahl der Ermordeten liegt noch nicht vor. Die bislang bekannten Details lassen einen der schwersten Angriffe der letzten Jahre auf die christliche Gemeinde erkennen. Mindestens 200 Christen verloren ihr Leben, viele grausam niedergemetzelt. Die anfangs angegebene Zahl von 86 Ermordeten musste in den letzten Tagen immer wieder nach oben korrigiert werden. In der betroffenen Region wurde eine Ausgangssperre verhängt.
Bundesstaat Plateau an der Grenzlinie zwischen Scharia-Staaten und christlichem Süden
Gegenüber World Watch Monitor berichtete eine Quelle: „Was dieses Wochenende geschehen ist, geht weit über Siedler-Hirten-Streitigkeiten hinaus. Es zeigt den Plan der Angreifer, Nigeria zu islamisieren. Die meisten Opfer schliefen, während die Fulani ihre Dörfer überfielen und sie ermordeten.“ Die jüngsten Angriffe sind eine Fortsetzung der seit Jahren andauernden Überfälle der muslimischen Viehhirten auf zumeist christliche Siedler – mit der immer gleichen Vorgehensweise. Die Hirten treiben ihr Vieh auf das Land christlicher Dörfer, um Konflikte zu provozieren, die seitens der oft mit modernen Waffen hochgerüsteten Fulani dann gewaltsam ausgetragen werden.
Westliche Medien stellen dies oft als Streitigkeiten zwischen Bauern und Viehhirten dar. Die Vorfälle vom Wochenende folgen jedoch einer Vertreibungs- und Vernichtungsstrategie. Die Angriffe und Morde haben nur vorgeblich mit Weidegründen zu tun, denn Überfälle auf Gottesdienste weisen auf eine andere Agenda hin. Darauf haben Sprecher der Christlichen Vereinigung Nigerias (CAN) viele Male hingewiesen. Die Konflikte im Bundesstaat Plateau zwischen den nördlichen Scharia-Staaten und dem mehrheitlich christlichen Süden stelln das Land vor einer Zerreißprobe.
Unvorstellbare Gewalt
Nach bislang vorliegenden Informationen wurden etwa 120 Christen, die an der Beerdigung eines Mitglieds der Church of Christ in Nations teilgenommen hatten, auf ihrem Rückweg nach Hause überfallen und zu Tode gehackt. Ein weiterer Angriff auf das Dorf Gana Ropp führte zur Ermordung von Rev. Musa Choji, dem Pastor der Assembly of God Church, sowie dessen Frau und Sohn. Das Dorf Gidin Akwati wurde völlig niedergebrannt. Dorfbewohner halten sich noch immer im Busch versteckt. Ein Pastor der Evangelical Church Winning All, der unerkannt bleiben möchte, berichtete, dass sein Dorf Nghar im Distrikt Gashes komplett gebrandschatzt wurde, mehr als 100 Menschen seien dabei getötet worden. Etwa 50 schwer bewaffnete Fulani-Hirten hätten gegen 3.30 Uhr morgens das Dorf umzingelt. Sie brannten alle Häuser und zwei Kirchen nieder. Nur wenige Menschen konnten fliehen. Von der Familie seiner Frau seien 14 Menschen ermordet worden. Besucher ihrer Familie wurden ebenfalls getötet, insgesamt 27 Menschen in einem Haus. World Watch Monitor erfuhr, dass am Tag des Angriffs nur zwei Soldaten und ein Polizist im Dorf waren. Die Zusicherung von Präsident Buhari, der noch im März die Region besucht und mehr Schutz versprochen hatte, wurde nicht eingehalten.
Behauptungen, dass diese Überfälle eine Vergeltungsaktion der Fulani wegen gestohlenen Viehs gewesen seien, wies der Pastor zurück. „Wir leben in Frieden mit ihnen. Wir haben nicht einen von ihnen getötet. Sie dagegen ermorden unsere Leute einen nach dem anderen. Wir haben sie immer bestattet und sind unseres Weges gezogen. Wegen der andauernden Unsicherheit können unsere Leute hier ihr Land nicht mehr bestellen.“
Wir bitten um Gebet für die trauernden Familien
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert Nigeria aktuell auf Platz 14 (Vorjahr: 12) unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Wegen der jüngsten Vorfälle und der seit Jahren zunehmenden Gewalt bittet Open Doors um Gebet für die trauernden Familien und besonders auch für die Christen in der Region und dafür, dass die Gewalt nicht weiter eskaliert, sondern Frieden geschaffen wird.
Quelle: World Watch Monitor