Christliches Stadtviertel in Lahore brannte 2013 völlig nieder – 2.000 Muslime zündeten Häuser von Christen an und gehen straffrei aus
Lahore – Ein Gericht in der pakistanischen Großstadt Lahore hat am 29. Jänner 2017 über 100 Angeklagte freigesprochen, die beschuldigt wurden, im März 2013 in einem von Christen bewohnten Stadtteil über 100 Häuser angezündet zu haben. Zeugen der Staatsanwaltschaft hatten die Täter nicht zweifelsfrei identifizieren können.
Den Unruhen vorausgegangen war damals ein Streit zwischen einem Muslim und einem 28-jährigen Christen über Glaubensfragen. Dabei soll sich der Christ beleidigend über den Propheten Mohammed geäußert haben. Dafür gab es allerdings keine Beweise. Am nächsten Tag wurden die Anschuldigungen in der Moschee wiederholt. Daraufhin zogen über 2.000 muslimische Männer in den christlichen Stadtteil „Josephs Kolonie“. Aus Angst vor Übergriffen verließen alle Bewohner ihre Häuser, die daraufhin von der aufgebrachten Menschenmenge angesteckt wurden. Das Viertel brannte völlig nieder.
Der beschuldigte Christ sitzt seit 2013 in Haft
Wie das Internetportal „World Watch Monitor“ berichtet, wurde der Christ am nächsten Tag verhaftet, ein Jahr später zum Tode und zu einer Geldstrafe von etwa 2.000 Euro verurteilt. Er habe Widerspruch gegen das Urteil eingelegt. Darüber sei noch nicht entschieden worden. Die Regierung der Provinz Punjab, zu der Lahore gehört, habe angekündigt, die Einwohner zu entschädigen und ihnen Grundstücke zum Wiederaufbau der Siedlung kostenlos zur Verfügung zu stellen. Doch bisher sei nichts geschehen.
Missbrauch des Blasphemiegesetzes verhindern
Den Angaben zufolge steht hinter Übergriffen auf religiöse Minderheiten oft das 1991 verabschiedete Blasphemiegesetz. Es werde nicht selten zum Anlass genommen werde, um privaten Auseinandersetzungen mehr Nachdruck zu verleihen. Das wurde inzwischen auch von der Regierung erkannt. Ein Ausschuss des Senats wurde beauftragt, dafür zu sorgen, dass das Gesetz nicht länger missbraucht werden kann. Pakistans Premierminister Nawaz Sharif sagte Ende Januar, sein Land wolle künftig international dafür bekannt werden, freundlich mit seinen Minderheiten umzugehen. Von den 174 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus. (Quelle: idea)