Madyan/Wien

Pakistan: Tourist nach Blasphemie-Verdacht gelyncht

Satanische Verbrennung im Namen Gottes

Madyan/ Provinz Khyber Pakhtunkhwa – Ein Mann wurde von einem Mob gewaltsam gelyncht, nachdem er gestern (Donnerstag Nacht) beschuldigt worden war, den Koran geschändet zu haben. Der Mann aus Sialkot in der Provinz Punjab kam in die bekannte Touristenregion offenbar als Tourist. Jedes Jahr besuchen Tausende von Touristen aus ganz Pakistan den Ort, vor allem im Sommer ist Madyan auch für seine Forellen bekannt.

Moschee hetzt auf

Berichten zufolge wurde der Mann zunächst festgenommen und der Polizei übergeben. Doch aufgehetzt durch weitere Anschuldigungen, die über Moscheelautsprecher verbreitet worden waren, versammelte sich eine Menschenmenge vor der örtlichen Polizeistation.

Polizeistation gestürmt

Nachdem die Polizei sich geweigert hatte, den Beschuldigten auszuliefern, stürmten Mitglieder des Mobs die Polizeistation, rissen den Mann aus dem Polizeigewahrsam und setzten dabei auch die Station und ein Polizeifahrzeug in Brand. Wie das Opfer genau ermordet wurde, ist unklar. Videos in sozialen Medien zeigen eine Menschenmenge, die sich um einen leblosen, brennenden Körper versammelte, die brennende Leiche noch treten und mit Handy fotografieren.

Brennende Polizeistation in Madyan_©CSW

Wo bleibt der Aufschrei der Medien und besonders auch der muslimischen Verantwortlichen weltweit?

CiN-Generalsekretär Kuhn: „Die furchtbaren Bilder des brennenden Menschen gehen mir nicht aus dem Kopf. Ob er den Verbrennungen erlag oder vorher erschlagen oder erschossen wurde, wissen wir derzeit nicht. Aber die satanische Freude des Mobs angesichts des brennenden Mannes ist abscheulich. An was für einen Gott glauben Menschen, die so etwas einem anderen Menschen antun? Das hat weder mit Islam noch Christentum zu tun. Doch die Moschee hat den Mob zum Sturm aufgehetzt. Ich wiederhole mich: Auch die muslimische Gemeinschaft, auch in Österreich, muss sich klar und öffentlich dagegen positionieren. Globale Bilder dieser Entmenschlichung dürfen nicht unwidersprochen bleiben“. Kuhn weiter: „Koran-Verbrennungen oder ein historische Wort von Papst Benedikt 2006 in Regensburg versetzen Muslime weltweit in Aufregung und fordern Todesopfer. Wo bleibt der Aufschrei derselben Muslime, wenn nicht Worte fallen oder Bücher verbrannt werden, sondern ein Mensch grausam ermordet wird im Namen Allahs?“

Bisher keine Verhaftungen

Die Behörden ermittelten zu dem Vorfall, Festnahmen gab es nach Angaben der Nachrichtenagentur AP bisher nicht. Der Polizeibeamte des Bezirks Swat, Dr. Zahidullah Khan, berichtete, dass bei den Unruhen acht Menschen verletzt wurden und dass ein großes Polizeiaufgebot eingesetzt wurde, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Die pakistanischen Blasphemiegesetze sind nach wie vor höchst umstritten. Sie werden häufig missbraucht, um persönliche Rachegelüste zu befriedigen oder Minderheiten ins Visier zu nehmen, und der Vorwurf der Blasphemie führt häufig zu Gewalt durch den Mob oder Selbstjustiz. Christen sind dabei häufig die ersten Opfer. (CiN, CSW/UK)

Bild: In den sozialen Medien kursierende Videoaufnahmen zeigen die brennende Polizeistation in Madyan _©CSW
Kontakt: www.christeninnot.com GS Prof. Dr. Elmar Kuhn Mobil: +43 664 15 75 151 kuhn@ChristeninNot.com;

“CHRISTEN IN NOT“- Christen helfen in Not: Das 1980 gegründete ökumenische Hilfswerk konzentriert seine Arbeit auf Afrika, den Nahen Osten und Asien, wo Christen als Minderheit in ihrer Existenz bedroht sind. CiN leistet Nothilfe bei Verfolgung und Vertreibung von Christen und Gläubigen anderer Religionen. Die Projekte liefern Best-Practice-Beispiele für die ganze Regionen, z.B. für Ausbildungsmodelle für christliche Tagelöhner (mit Schwerpunkt auf Frauenförderung) in Pakistan oder mit dem kindgerechten Waisenhaus für Terroropfer in Nigeria. Advocacy-Arbeit setzt sich für die Verteidigung von Blasphemie-Opfern vor Gericht oder die Aufklärung von Eltern und Schulkindern über ihre Rechte ein. CiN lebt den interreligiösen Dialog mit allen Projektpartnern zum Abbau von Vorurteilen und zum Entstehen von gegenseitigem Respekt. Darum werden auch die Projektnachbarn aus anderen Glaubensrichtungen in Hilfs- und Schulungsmodelle einbezogen, soweit dies möglich ist.

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