Sankt Petersburg

Russland: Priester wegen Antikriegspredigt verurteilt

Der altkatholische Geistliche konnte seine Strafe durch rechtzeitige Ausreise abwenden.

Ein Gericht in Sankt Petersburg fand Pater Aleksandr Khmelyov für schuldig, die russischen Streitkräfte in einer vor drei Jahren gehaltenen Predigt diskreditiert zu haben. Pater Aleksandr verließ das Land am 11. Juli 2025, dem Tag, an dem die Geldstrafe in einer nicht öffentlichen Verhandlung gegen ihn verhängt wurde. Über den Messenger Dienst Telegram hatte er erfahren, dass die Ermittlungsbehörden weitere Verwaltungsverfahren und Strafverfahren gegen ihn vorbereiteten.

Khmelyov gründete 2017 die liberal-theologische Gemeinschaft „Mutter der Solidarität“, die sich besonders der LGBT-Community annimmt. Wegen seiner Teilnahme an Kundgebungen zur Unterstützung der Community und von politischen Gefangenen kam es in den letzten zehn Jahren zu mehreren Verwaltungsstrafverfahren gegen ihn. Verfolgung erlebte Pater Aleksandr auch wegen seiner Proteste gegen die russische Besetzung der Krim und später gegen die russische Invasion der Ukraine.

Das russische Justizministerium setzte ihn am 20. Juli 2025 auf die Liste „ausländischer Agenten“, nachdem die Polizei ein Protokoll über seine angebliche Diskreditierung der Streitkräfte aufgenommen hatte. Außerdem droht ihm ein Strafverfahren wegen „Gründung einer extremistischen Vereinigung“ und ein Verwaltungsverfahren wegen „LGBT Propaganda“. Sein Rechtsanwalt plant, Berufung gegen das Urteil vom 11. Juli einzulegen. Ob jetzt, nachdem Khmelyov das Land verlassen hat, weitere Verfahrensschritte im Zusammenhang mit den anderen Anschuldigungen unternommen werden ist unklar.

Die Bezeichnung „altkatholisch“ für die Gemeinschaft rund um Pater Aleksandr impliziert, dass es sich um eine katholische und von Rom unabhängige Kirche bzw. Gemeinschaft handelt. Ein näheres Verhältnis zu den Altkatholischen Kirchen der Utrechter Union, die u.a. in den Niederlanden, in Deutschland, der Schweiz, in Österreich, Tschechien, Slowakei, Polen und in Kroatien vertreten und meist gesetzlich anerkannt sind, besteht nicht. Die Gemeinschaft „Mutter der Solidarität“, die sich neuerdings auch „Mutter der Ungebrochenen“ nennt, gibt online an, unter der Jurisdiktion der Keltischen Kirche Deutschlands zu stehen.

(forum18.org/akref/CiN)
13.08.2025