Colombo– Der sri-lankische Kardinal Malcolm Ranjith hat erneut die Veröffentlichung der staatlichen Untersuchungsberichte zu den islamistischen Terroranschlägen vom Ostersonntag angemahnt. Es werde versucht, die Wahrheit zu verbergen, kritisierte der Erzbischof von Colombo laut örtlichen Medienberichten bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Noch seien nicht alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen. Ranjith unterstellte sowohl Regierung als auch Opposition Desinteresse an der genauen Aufklärung der Attentate. Er werde daher keinen der Kandidaten für die anstehenden Präsidentschaftswahlen treffen, solange die Untersuchungsberichte geheim bleiben, kündigte der Erzbischof von Colombo an.

Erzbischof von Colombo kritisiert Desinteresse von Regierung und Opposition und fordert Veröffentlichung der staatlichen Untersuchungsberichte zu den islamistischen Angriffen

„Wir wollen nicht, dass die Regierung oder Politiker diesen Vorfall nutzen, um zu versuchen, Punkte zu sammeln, sondern um sich zu vereinen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Das ist es, was wir erwarten“, sagte der Kardinal laut Bericht der „Colombo Gazette“.

Bei den Terrorangriffen auf Kirchen und Hotels waren am 21. April 258 Menschen getötet worden, mehr als 600 weitere wurden verletzt. Nach den Anschlägen war bekannt geworden, dass der indische Geheimdienst in den Wochen zuvor mehrere Terrorwarnungen weitergegeben hatte, die jedoch von den staatlichen Verantwortlichen in Sri Lanka offenbar ignoriert wurden.

Verantwortlich für die Taten ist nach Regierungsangaben die Islamistengruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ). Man wisse allerdings weiterhin nicht, „wie viele dieser Selbstmordattentäter ausgebildet wurden und wo sie sind“, erinnerte Kardinal Ranjith zuletzt in einem Interview mit der deutschen „Tagespost“. Vermutungen zufolge seien neun von ihnen in die Anschläge verwickelt gewesen, Informationen deuteten jedoch darauf, „dass es noch mehr gibt“. Solange die Regierung und die Sicherheitskräfte nicht ernsthaft darauf schauen, „besteht immer eine Gefahr für das Leben unserer Leute“, verdeutlichte der Kardinal. (kap)