Wien, 12.12.2024

„Christen in Not“ zur Sicherheit der Christen in Aleppo

Kann dem Gesinnungswandel des Rebellenführers vertraut werden?

 Aleppo/Syrien – Am 29.11.24, also vor rund zwei Wochen, drangen die vereinten Befreiungskräfte der Assad-Opposition in Aleppo ein. Befürchtete Massaker an Christen oder rigide Maßnahmen gegenüber Frauen blieben zunächst aus. Nun ist Assad Geschichte und auch Damaskus ist in die Hände der Rebellenallianz unter Führung des gesuchten Terroristen Ahmed Hussein al-Shar’a (auch Abu Mohammad al-Julani genannt) gefallen. Und nun?

 Faktencheck in Syrien selbst – nicht aus dem sicheren Europa

Die Projektpartner von Christen in Not arbeiten in Aleppo und haben alles direkt miterlebt. Es sind christliche Ärzte, also sicher keine Parteigänger des Islamischen Staates. Als Ärzte bekommen sie im Krankenhaus sofort mit, was sich in der Stadt tut. Und seit Machtübernahme durch die Rebellenallianz hat es keine Folteropfer oder sonstige Anzeichen für eine islamistische Verfolgung gegeben. Im Telefongespräch mit unseren Partnern ist ein direkter und regelmäßiger Kontakt zu CiN-Generalsekretär Kuhn gegeben. Kuhn: „Die Berichte machen deutlich, dass auch in den zwei Wochen unter der Herrschaft der Rebellenallianz in Aleppo Toleranz für die christliche Gemeinschaft herrschte. Kein Kopftuchzwang. Kein Verbot christlicher Feiern in der Öffentlichkeit. Keine systematische Verfolgung von Alawiten oder Christen. Die Arbeit im Krankenhaus kann ohne Angst stattfinden. Die Straßen sind sicher. Der Wiederaufbau beginnt.“

 Plünderungen

Ja, es gibt im entstandenen Machtvakuum Plünderungen und einzelne Racheakte unter verfeindeten Clans. Das ist nach jeder Revolution so. Doch die Rebellenallianz versucht – auch mithilfe der Technokraten der bisherigen Verwaltung – die Lage rasch unter Kontrolle zu bringen.

 Ist dem Gesinnungswandel zu trauen?

Ahmed Hussein al-Shar’a hat bereits nach der Einnahme Aleppos erklärt, dass er dazugelernt habe. Kann das wahr sein? Ein historischer Rückblick: Menachem Begin war 1946 in Israel verantwortlich für den Terroranschlag auf das King David Hotel. Er wurde als Terrorist gesucht. Dann wandelte er sich zum Ministerpräsidenten und hoch geachteten Führer eines demokratischen Israels. Wird nun mit zweierlei Maß gemessen?

 Asyl in Europa würgt den Wiederaufbau ab

Die CiN-Partner sagen: „Jeder wird dringend für den Wiederaufbau gebraucht. Sagt euren Regierungen in Europa, dass für Syrer die Rückkehr sicher ist. Wer jetzt von Verfolgung spricht, irrt. Glaubt das nicht und gebt dem Wiederaufbau in Syrien eine Chance.“ Das echte Problem sind die vielen Armen, Kinder und Frauen, die sich eine medizinische Behandlung nicht leisten können. Narkosemittel fehlen ebenso wie Medikamente. Kuhn: „Es ist eine Situation, wie ich sie aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern über die ersten Monate nach Mai 1945 kenne. Natürlich gibt es Unsicherheit. Aber noch nie in den letzten 50 Jahren hatte Syrien so eine Chance zum Neubeginn wie heute. Mit unserer Hilfe wird das möglich. Und Syrien kann so zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Partner in der ganzen Region werden. Wenn nicht jetzt, wann dann?“

 Weiter wachsam bleiben

CiN ist weiter regelmäßig in Kontakt mit dem Krankenhaus. Jede Entwicklung, die berechtigt Sorge auslöst, wird sofort berichtet. Dann könnte auch politisch Druck ausgeübt werden. Kuhn: „Durch die europäische Asyl-Politik könnte Syrien jetzt die Jugend für den Wiederaufbau fehlen. In Aleppo bewährt sich bisher das Vertrauen in die neuen Machthaber. Sollten dann nicht auch wir ein wenig Vertrauen haben? Sonst hat Syrien keine Chance und das würde erst recht radikale Elemente stärken. Ein weiterer `failed state´ wäre die Folge.“

 

Kontakt: www.ChristeninNot.com GS Prof. Dr. Elmar Kuhn Mobil: +43 664 15 75 151 kuhn@ChristeninNot.com;

“CHRISTEN IN NOT“- Christen helfen in Not: Das 1980 gegründete ökumenische Hilfswerk konzentriert seine Arbeit auf Afrika, den Nahen Osten und Asien, wo Christen als Minderheit in ihrer Existenz bedroht sind. CiN leistet Nothilfe bei Verfolgung und Vertreibung von Christen und Gläubigen anderer Religionen. Die Projekte liefern Best-Practice-Beispiele für die ganze Regionen, z.B. für Ausbildungsmodelle für christliche Tagelöhner (mit Schwerpunkt auf Frauenförderung) in Pakistan oder mit dem kindgerechten Waisenhaus für Terroropfer in Nigeria. Advocacy-Arbeit setzt sich für die Verteidigung von Blasphemie-Opfern vor Gericht oder die Aufklärung von Eltern und Schulkindern über ihre Rechte ein. CiN lebt den interreligiösen Dialog mit allen Projektpartnern zum Abbau von Vorurteilen und zum Entstehen von gegenseitigem Respekt. Darum werden auch die Projektnachbarn aus anderen Glaubensrichtungen in Hilfs- und Schulungsmodelle einbezogen, soweit dies möglich ist.

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