Damaskus
Syrien: Kirchenvertreter fordern „sehendes Herz“ für die Not der Menschen
Nach rund einem Jahrzehnt ist der Krieg in Syrien aus vielen Medien verschwunden, die Not der Menschen aber bleibt.
Der Nuntius in Syrien, Mario Zenari, berichtet von Kälte, Hunger und Mangel an allem. Neun von zehn Menschen in Syrien leben nach Angaben der UNO unterhalb der Armtusgrenze. „Wie der barmherzige Samariter, der einem armen Mann begegnete, der von Dieben überfallen, ausgeraubt und halbtot am Straßenrand liegen gelassen wurde, sieht auch die syrische Kirche 13 Millionen Menschen, die unter diesen Bedingungen leben. Menschen, die Hunger haben und die unter der Kälte leiden.“ Zelte in den Vertriebenenlagern sind sogar unter der Last des Schnees zusammengebrochen: „Ein Kind wurde unter einem dieser Zelte erdrückt, einige Babys sind erfroren. Das ist es, was die syrische Kirche derzeit sieht.“
„Was in Syrien passiert, das kann jeder sehen, der sehen will“, so Zenari weiter. In der Öffentlichkeit sei Syrien bei aller Dramatik „seit zwei bis drei Jahren in Vergessenheit geraten“. Medienleute, an die sich Zenari wandte, hätten ihm geantwortet, dass sich nach zehn Jahren Krieg „leider keine Nachrichten mehr über Syrien verkaufen“ ließen. „Diese Tatsache, vergessen zu werden, schmerzt wirklich sehr, es ist sehr traurig. Inzwischen sind andere Probleme aufgetaucht, wie der benachbarte Libanon, jetzt die Ukraine, Covid.“
Syrien befindet sich mittlerweile im elften Kriegsjahr, die Kriegshandlungen haben stark nachgelassen, aber immer noch sterben Menschen. 2021 waren es mindestens 3.700, darunter über 300 Kinder. Vor allem im Nordosten des Landes soll es noch um die 10.000 IS-Dschihadisten geben, die immer wieder die zivile Bevölkerung attackieren.