Reaktion des irakischen Erzbischofs Louis Sako nach dem jüngsten Terroranschlag vor seiner Kirche in Kirkuk
Während Erzbischof Sako noch den Papst bei seiner Friedensmission im Libanon begleitet hatte, explodierte am vergangenen 16. September eine Bombe in unmittelbarer Nähe seiner chaldäischen Kathedrale in Kirkuk.
Herr Erzbischof, der Heilige Vater hatte drei Tage lang sowohl den Christen als auch Muslimen im krisengeschüttelten Nahen Osten die Botschaft der Versöhnung vermittelt. Wollen die anonymen Bombenleger nun erst recht den Krieg zwischen den Religionen schüren?
Sako: Der Bombenanschlag hat nicht so sehr mit dem Papstbesuch zu tun. Es war, glaube ich, eher eine Reaktion auf das unsägliche Anti-Islam-Video mit seinen herabwürdigenden Äußerungen über den Propheten Mohammed. Wie Sie wissen, hat es ausgerechnet ein koptischer Christ in Amerika produziert und ins Netz gestellt. Mit den uns allen bekannten, desaströsen Folgen (u.a. dem Mord an US-Botschafter Stevens in Libyen, Anm. d. Red.). Oft müssen wir, orientalische Christen, die Auswirkungen dieser Schandtaten ausbaden, weil uns die Muslime mit dem Westen in einen Topf werfen. Dieser Einschüchterungsversuch uns gegenüber kam eindeutig aus der Ecke der Fundamentalisten.
Wie haben Ihre Gläubigen reagiert?
Sako: Sie hatten freilich große Angst, doch dann geschah das Unglaubliche, vielleicht von der Botschaft des Papstes im Libanon beeinflusst: Rund 150 von ihnen haben sich am darauffolgenden Samstag spontan versammelt und aus eigener Initiative zu einem „Tag des Friedens“ aufgerufen. Sie haben den ganzen Tag gebetet und für das Wohl des Landes gefastet. Auf diese Weise wollten sie den einheimischen Muslimen gegenüber ein Zeichen der Brüderlichkeit setzen. Ein starkes Signal in diesen für uns sehr turbulenten Zeiten…
Wie kann man solchen Gewaltaktionen in Zukunft wirksam entgegensteuern?
Sako: In dem man den Glauben der Muslime achtet und nicht in den Schlamm zieht. Dann werden sie uns Christen gegenüber den gleichen Respekt entgegenbringen. Geschieht dies nicht, zahlen wir im Orient einen hohen Preis dafür – oft mit dem eigenen Leben.