Teheran
Iran: Christliche Gefangene überraschend freigelassen
Naser Navard Gol-Tapeh und Fariba Dalir sind vor zwei Wochen frühzeitig aus dem Evin-Gefängnis freigekommen.
Beiden wurde mitgeteilt, dass sie begnadigt worden seien. Angehörige und Freunde freuen sich über die überraschenden Freilassungen. Experten vermuten einen Zusammenhang mit dem Großbrand im Evin-Gefängnis bzw. der Hoffnung des Regimes, dass positive Nachrichten wie diese die Lage im Land verschleiern.
Fariba Dalir war seit dem 16. April inhaftiert und verbüßte eine zweijährige Haftstrafe wegen „Handlungen gegen die nationale Sicherheit durch die Gründung und Führung einer christlichen Kirche“. Sie und ihr Ehemann waren deshalb im Juli 2021 verhaftet worden. Ihr Mann verbüßte bereits die 10-monatige Haftstrafe und konnte sie deshalb aus dem Gefängnis abholen.
Naser Navard Gol-Tapeh wurde damals wegen „Handlungen gegen die nationale Sicherheit und der Gründung einer illegalen kirchlichen Organisation“ zu zehn Jahren Haft verurteilt, von denen er bereits fünf Jahre verbüßt hat. Vier Berufungen auf ein Wiederaufnahmeverfahren wurden von den iranischen Behörden abgewiesen und fünfmal wurde ihm die Bewährung, auf die er Anspruch hatte, verweigert. Während seiner Haft war er teilweise in gesundheitlich schlechtem Zustand, zweimal erkrankte er an Corona. Während seiner Haft schrieb er auch einen offenen Brief an die iranische Regierung. Christen in Not hat damals berichtet.
Mansour Borji von der Bürgerrechtsinitiative Article 18 zur Lage der Gefangenen im berüchtigten Evin-Gefängnis: „Während wir die kürzlich erfolgte Freilassung von Naser Navard Gol-Tape und Fariba Dalir feiern, sind wir tief besorgt um die Gesundheit und Sicherheit aller, die im Evin-Gefängnis verbleiben, darunter mindestens 10 christliche Gefangene, die politisch motiviert inhaftiert wurden.“