CiN-Weltjournal: Irak, Nigeria, Philippinen, Russland, Tansania, Türkei, Ukraine, Vietnam

Irak – Elf Jahre nach der Vertreibung aus der Ninive-Ebene
Vor elf Jahren wurden die Christen aus Mossul und der Ninive-Ebene von Mitgliedern des Islamischen Staates mitten in der Nacht aus ihren Häusern gejagt. Kardinal Louis Raphaël Sako, der chaldäische Patriarch, erinnerte daran, dass damals Eigentum, Häuser und Kirchen geplündert und niedergebrannt wurden. Rund 120.000 Christen mussten fliehen, viele barfuß, nur im Schlafanzug. „Die Menschen waren gezwungen, alles zurückzulassen“, schildert Schwester Luigina Sako. Viele hatten zuvor schon Mossul verlassen, nachdem der IS die Stadt eingenommen hatte. Anfang des Jahrhunderts lebten dort noch über 100.000 Christen in friedlicher Nachbarschaft mit Sunniten, Schiiten, Jesiden und anderen Minderheiten. Doch nach 2003, mit dem Sturz Saddam Husseins, nahm die konfessionelle Gewalt zu, und die Zahl der Christen schrumpfte. Heute kontrollieren bewaffnete Gruppen die Städte in der Ninive-Ebene, betreiben Erpressung und schüchtern Christen ein. „Trotz der enormen Herausforderungen bleiben die Christen in ihrem Glauben standhaft“, betont Kardinal Sako. Das rote „N“ für „Nazarener“, das einst an ihre Häuser gemalt wurde, bleibt in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Der Patriarch fordert von der Regierung, endlich Verantwortung für die Sicherheit und die Rechte der Christen zu übernehmen. Für ihn ist das nicht nur eine humanitäre Notwendigkeit, sondern ein nationales Gebot. Christen seien die ursprünglichen Bewohner dieses Landes und hätten in Bildung, Medizin und Kultur viel beigetragen. Sie könnten auch künftig Teil der Wiedergeburt des Irak sein – doch dazu brauche es Sicherheit und Gerechtigkeit.

Nigeria – Schwester Uti fordert Zusammenarbeit mit Kirchen
Die nigerianische Ordensfrau Francisca Ngozi Uti ruft internationale Geldgeber dazu auf, stärker mit kirchlichen Organisationen zu kooperieren. Hilfen über staatliche Stellen versickerten allzu oft in Korruption, erklärte sie im Interview mit aci. Uti leitet das „Centre for Women Studies and Intervention“ in Abuja, das seit mehr als 25 Jahren gegen Mädchenbeschneidung, Frühverheiratung und Analphabetismus kämpft. Für ihr Engagement erhielt sie 2024 in den USA den Opus-Preis in Höhe von einer Million Dollar. „Korruption ist die Wurzel unseres Leidens in Afrika“, sagt die promovierte Genderforscherin. Bei einem Programm an der Georgetown University 2023 trugen Uti und andere katholische Schwestern ihren Appell bereits der Weltbank vor. Kirchen seien seit Jahrhunderten verlässliche Partner in humanitärer Arbeit und Entwicklung. „Und der Fokus sollte stärker auf Frauen, Jugendlichen und Kindern liegen“, fordert sie. Sie ruft Regierungen und Institutionen auf, entschlossen gegen Armut, Hunger, Klimawandel und Menschenhandel vorzugehen. „Wenn Menschen hungern und arm sind, hat ihr Leben dann überhaupt noch einen Sinn?“ fragt sie. Gleichzeitig kritisiert sie die politischen Eliten: „Schlechtes Regieren und mangelnde Führung haben uns an diesen Punkt gebracht.“ Afrika sei reich gesegnet, leide aber an Abhängigkeit und Schulden.

Philippinen – Menschenrechtspreis für Steyler Missionar
Der Steyler Missionar Flaviano „Flavie“ Villanueva wird mit dem Ramon-Magsaysay-Preis, dem sogenannten „asiatischen Friedensnobelpreis“, ausgezeichnet. Die Stiftung würdigt damit seinen Einsatz für die Würde der Armen und Unterdrückten. Seit Jahren begleitet Pater Flavie besonders Familien, deren Angehörige im Anti-Drogenkrieg des früheren Präsidenten Duterte ermordet wurden. Er trug auch dazu bei, dass sich Duterte inzwischen vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten muss. In einer Botschaft schrieb er: „Das gibt meiner Mission Rückenwind. Sie wird weiterwachsen!“ Die Preisverleihung findet am 7. November in Manila statt.

Russland – Baptisten wehren sich gegen Schließung
In Kurganinsk (Region Krasnodar) haben Behörden im Mai das Gebäude einer Baptisten-Gemeinde versiegelt. Dennoch treffen sich die Gläubigen weiter im Freien, beten kniend auf dem Gehweg und hören Predigten ihres Pastors Aleksandr Chmykh. Die rund 600 Mitglieder gehören zum „Council of Churches“, einer baptistischen Bewegung, die seit den 1960er-Jahren auf staatliche Registrierung verzichtet. Weil sie sich weigern, ihre Existenz bei den Behörden anzuzeigen, hat das Bezirksgericht Kurganinsk ihre Aktivitäten verboten. Pastor Chmykh wurde bereits zu mehreren Geldstrafen verurteilt, zuletzt zu 50.000 Rubel. Sein Anwalt argumentiert, das Gesetz verstoße gegen die Verfassung und die Religionsfreiheit. Inzwischen liegt der Fall beim Obersten Gericht in Moskau. Auch andere Gemeinden dieser Bewegung sind betroffen: Seit 2024 wurden mindestens fünf Kirchen geschlossen oder verklagt.

Somalia – Mutter verliert alles wegen ihres Glaubens
Eine Mutter von drei Kindern musste in Somalia Haus und Ehe verlieren, nachdem sie Christin geworden war. Ihr Mann ließ sich scheiden, Verwandte drohten ihr mit dem Tod. „Ich bereue es nicht, mich zum Christentum bekehrt zu haben; ich habe großen Frieden in meinem Herzen“, sagt sie. Auslöser war der Jesus-Film, den sie mit ihrer Familie sah. Ihr Vater war empört und verstieß sie aus dem Haus. Gemeinsam mit den Kindern floh sie, ständig auf der Suche nach Arbeit und Unterkunft. „Bitte betet für mich in dieser schweren Zeit“, bittet sie. Die Verfassung Somalias schreibt den Islam als Staatsreligion fest, Apostasie kann mit dem Tod bestraft werden. Extremisten wie Al-Shabaab halten sich strikt daran.

Tansania – Regierung schließt Großkirche
Die Glory of Christ Tanzania Church wurde Anfang Juni von der Regierung abgemeldet – nur einen Tag nachdem ihr Gründer, Bischof Josephat Gwajima, in einer Predigt Menschenrechtsverletzungen kritisiert hatte. Mit mehr als 2.000 Filialen und 70.000 Mitgliedern zählt die Kirche zu den größten des Landes. Behörden werfen ihr politisch motivierte Predigten vor. Gwajima, selbst Abgeordneter der Regierungspartei, hatte zuvor zu einem Gebet für Gerechtigkeit und Frieden aufgerufen. Das Vorgehen der Regierung löste internationale Kritik aus.

Türkei – Kritik an orthodoxem Gottesdienst in Sumela
Wie schon im Vorjahr durften die orthodoxen Christen ihre traditionelle Vesper zum Hochfest „Mariä Entschlafung“ nicht am 15. August im Sumela-Kloster feiern, sondern nur am 23. August. Nationalistische Gruppen kritisierten auch diesen Ersatztermin scharf als „byzantinisches Spiel“ und „pontische Propaganda“. Patriarch Bartholomaios wird diesmal nicht selbst zelebrieren. Das Felsenkloster Sumela ist seit Jahrhunderten ein bedeutender Wallfahrtsort. Seine Geschichte ist eng mit den Christen im Pontus verbunden, die während des Ersten Weltkriegs verfolgt und 1923 vertrieben wurden.

Ukraine – Hoffnung für die Jugend
In einem Hirtenbrief wenden sich die katholischen Bischöfe der Ukraine besonders an junge Menschen. Angesichts des anhaltenden Krieges rufen sie zur Hoffnung auf: „Wir dürfen der Traurigkeit und Verzweiflung nicht nachgeben.“ Der Krieg zerstöre nicht nur Gebiete, sondern auch Seelen. Jugendliche könnten sich allein fühlen – doch Christus gehe mit ihnen. Als Vorbild nennen die Bischöfe den seligen Pier Giorgio Frassati, der am 7. September heiliggesprochen wird. „Ohne den Glauben wäre unser Leben vergeudet“, zitieren sie ihn. Trotz aller Verluste sollen Jugendliche das Licht Gottes suchen und es weitertragen.

Vietnam – Polizei stürmt katholische Hausmesse
Am 11. August drang die Polizei in Thái Nguyên während einer Messe in ein Privathaus ein, schnitt den Strom ab und führte mehrere Gläubige ab. Rund 20 Katholiken, darunter Kinder, hatten sich dort versammelt. Ein Priester übertrug den Einsatz live auf Facebook. Drei Männer wurden zum Verhör gebracht, darunter der Hausherr und der Gemeindeleiter. Unklar bleibt, warum die Behörden den Gottesdienst störten. Lokale Stellen verweisen oft darauf, dass Gläubige nicht „ihrer Zuständigkeit“ angehörten. Die Diözese Bac Ninh veröffentlichte die Videos, die binnen Stunden zehntausendfach angesehen wurden. Beobachter sehen den Vorfall im Zusammenhang mit einer Verwaltungsreform, die lokale Schutzmechanismen für Minderheiten schwächt. CSW warnt, dass Vietnams neue Zentralisierung die Religionsfreiheit massiv gefährden könnte.

(fides/aci/kap/forum18/morningstarnews/CSW/vaticannews)
09.09.2025