Hilfsprojekt „Entführung von Maira Shahbaz“
Projektbeschreibung
Projektbeginn: | 2020 |
Projektende: | ungewiss |
Projektort: | Madina Town von Faisalabad, Punjab |
Projektempfänger: | Menschenrechtsorganisation in Lahore |
Projektinhalt: | a) Anwaltskosten für die Befreiung von Maira bezahlen b) Maira auf legale Weise aus ihrer unrechtmäßigen Heirat befreien |
Projektfinanzierung | Bisher einmalige Zahlung der Anwaltskosten |
Am Sonntag, den 26.04.2020 wurde die 14-jährige Maira Shahbaz von vier Männern in Madina Town von Faisalabad im Bundesland Punjab entführt. Die Entführung wurde mit einer Überwachungskamera aufgenommen. Daraufhin erstatteten die besorgten Eltern sofort Anzeige gegen den mutmaßlichen Entführer, Muhammed Naqash, bei der Polizei. Laut Augenzeugenberichten wurde Maira auf ihrem Weg zur Arbeit von ihren Entführern gegen ihren Willen in ein Auto gezwungen. Die Augenzeugen Pervez Masih, Younas Masih und Naeem Masih konnten Maira nicht zur Hilfe eilen, da die Entführer Warnschüsse in die Luft abfeuerten und gedroht haben, sie bei einem Einschreiten zu erschießen.
ChristeninNot hat sofort nach Bekanntwerden des Falles schnell und unbürokratisch reagiert und die Antwaltskosten an unseren Projektpartner übermittelt. Seither arbeitet unser pakistanischer Partner unermüdlich an der Wiederherstellung von Mairas Leben.
Update 13.07.2020:
Die Entführung ist nach Berichten unseres Partners in Pakistan in eine Zwangsislamisierung mutiert. Aufgrund einer gefälschten Geburtsurkunde, in der Maira 18 Jahre alt sein soll, wurde eine Zwangsheirat mit dem Muslimen, Muhammed Naqash, vollzogen. Maira verbleibt bis dato bei ihrem neuen „Ehemann“, dem mutmaßlichen Entführer. Nachdem Mairas Anwalt das echte Geburtszertifikat besitzt, kämpft er weiterhin auf mehreren Ebenen für Mairas Freilassung: bei Gericht, beim Polizeikommandanten von Punjab und als Mitglied vom Landesrat von Punjab.
Update 07.08.2020:
In der Zwischenzeit verordnete das Bezirksgericht von Faisalabad die Freilassung von Maira aufgrund der rechtswidrigen Entführung und Ehe. Das Hohe Gericht von Lahore (Lahore High Court=Das ist ein Provinzgerichtshof und keinesfalls der „Supreme Court“, sonst wäre eine Berufung nicht möglich. Christen in Not liegt das Urteil vor und die Menschenrechtsorganisation ermöglicht gerade die Berufung an den Supreme Court) kippte dieses Urteil allerdings wieder und erklärte die Entfernung von Maira aus ihrem neuen Heim (Anm. beim neuen „Ehemann“) als falsch. Obwohl die alleinige Tatsache, dass Maira bei der Eheschließung minderjährig war, bereits als Beweis zugunsten von Maira ausreichen sollte – hat das Hohe Gericht von Lahore dieses „islamische“ Urteil gefällt. Positiv ist, dass das Gericht keineswegs die gefälschte Geburtsurkunde anerkannte. Der Richter hatte nur eingewandt, dass Maira bereits voll in der Pubertät steht und eine junge Dame sei. Damit kommt er zu dem Urteil, dass „Maira Shahbaz freigelassen wird und frei nach ihrem eigenen Willen ihren (islamischen) Ehemann begleiten oder in Unabhängigkeit leben kann (Writ Petition 33937/2020).“
Unser Anwalt, Khalil Tahir Sandhu, war bis 2018 Minister für Menschenrechte und Minderheitenangelegenheiten im Punjab und Christen in Not hat ihn auch schon in Wien zu Gast gehabt. Seine Aussage: „Das ist ein islamisches Urteil“ ist korrekt, im Kontext ist das Urteil aber ein Etappensieg. Die Volljährigkeit von Maira wurde NICHT behauptet und die gefälschten Dokumente NICHT anerkannt. Aber es ist eben ein Urteil auf Basis des islamischen Eherechts. Jetzt wird es ein Leichtes sein, beim Supreme Court wie in vielen vorherigen Fällen auch die Ehe zivilrechtlich für ungültig zu erklären.