Am 9. Juni fielen Schüsse, die das Eisentor eines Behindertenheims für Lepra-Kranke der deutschen Ärztin und Ordensschwester Ruth Pfau in den Hügeln von Manghopir, nördlich von Karachi, durchbohrten und bis zur Stationswand drangen. Ein Mann wurde dabei schwerverletzt.
Erst einige Tage vorher wurden in der nur 500m vom Heim entfernten Schule zwei Mitarbeiter von uns erschossen“, berichtet Mervyn Lobo, Geschäftsführer des MALC-Leprazentrums, in einem Schreiben an CSI-Österreich. „Wieder dasselbe Muster: Unbekannte Männer auf Motorrädern, der hintere Mann schießt. Beim ersten Attentat nahmen wir noch an, dass es sich um eine private Fehde handelt. Inzwischen nicht mehr: es geht offenbar um gezielte Anschläge gegen uns und unsere Patienten!“ Zur Stunde ist noch nicht bekannt, wer hinter den Angriffen steht.
Kein sicherer Zufluchtsort mehr für Aussätzige?
Die Patienten im Behindertenheim sind Aussätzige, die aufgrund ihrer Lepraerkrankung aus ihren Familien und Dörfern verstoßen wurden. Die meisten sind von Ruth Pfau und ihrem Team auf der Straße, in Wäldern oder Höhlen aufgefunden worden – oft in einem elenden Zustand. Ihr neues Zuhause sollte für sie ein sicherer Zufluchtsort sein und ihnen ein Stück Würde zurückgeben. Nun sind sie zudem auch traumatisiert. So wie die Pfleger, die dennoch unter diesen prekären Umständen weiterarbeiten, trotz täglicher Gefahr, bei einem Anschlag ums Leben zu kommen.
Zur Person Ruth Pfau
Geb. 1929 in Leipzig, katholische Ordensschwester und Ärztin. Gründerin der Lepra-Station MALC (Marie Adelaide Leprosy Center) in Karachi, mit 157 Zweigstellen im Land. Seit über 50 Jahren kümmert sie sich um die Aussätzigen in Pakistan.
Manghopir
Manghopir liegt nördlich von Karachi, von Hügeln mit Höhlen umgeben. In diesem Gebiet hatten sich
früher Leprakranke versteckt. Deshalb wurde gerade dort von Dr. Pfau die Schule, das Wohnheim für 80 Mädchen, und das Behindertenheim gegründet. Inzwischen werden diese Höhlen von Taliban als Verstecke benützt.