Pakistan: Tierarzt droht Todesstrafe nach Blasphemievorwurf
Im Südosten Pakistans brannte eine aufgebrachte Menge die Praxis eines hinduistischen Tierarztes nieder, nachdem diesem Lästerung gegen den Propheten Mohammad vorgeworfen worden war. Wie AsiaNews meldete, droht dem Mann nun die Todesstrafe.
In dem 6000 Einwohner zählenden Dorf Phuladiyon in der Sindh-Provinz herrscht Aufregung, nachdem ein Kunde seinen Tierarzt beim örtlichen Imam angezeigt hat. Er soll, so der Vorwurf, Medizin in mit Koran-Text bedrucktem Papier verpackt haben. Es entluden sich daraufhin am vergangenen Montag gewalttätige Proteste gegen die Klinik des Beschuldigten. Beamte nahmen ihn zum Schutz vor dem Mob in Gewahrsam. Doch auch dort versuchten Angreifer, ihn zu erreichen. Die Polizei nahm einige Verdächtige fest.
Pakistan bestraft Beleidigung des Propheten Mohammad
Der Tierarzt weist die Anschuldigungen von sich. „Es ist alles ein Irrtum“, sagt er, denn er habe nicht bemerkt, dass auf das von ihm verwendete Papier religiöse Texte abgedruckt gewesen seien. Der örtliche Imam aber hält an seinem Vorwurf fest und unterstellt ihm Vorsatz. Der Zeuge identifizierte die Texte auf der Verpackung der Medikamente für sein Vieh als Koranverse. Nun drohen dem Beschuldigten nach den Blasphemieparagraphen im pakistanischen Strafrecht lebenslange Haft oder gar die Todesstrafe. Offiziell vollstreckt wurde Letztere zwar noch nie, allerdings werden Beschuldigte des Öfteren außergerichtlich ermordet.
Denn der bloße Verdacht von Lästerungen gegen den Propheten Mohammad kann im mehrheitlich islamischen Pakistan radikale Muslime, so genannte „Koran-Wächter“, zur Gewalt provozieren. Seit 1990 sind laut Untersuchungen mindestens 65 Menschen wegen Blasphemie getötet worden Seit. Weitere Mitglieder religiöser Minderheiten, aber auch gemäßigte Muslime, erwarten ihre Verurteilung derzeit unter Arrest.
Asia Bibi bis zur Freilassung neun Jahre in Haft
Jüngstes, prominentes Beispiel ist der Fall der Katholiken Asia Bibi, die nach neun Jahren Haft vor zwei Wochen entlassen wurde und das Land verließ. Radikale Muslime verlangten hingegen ihren Tod. Laut Beobachtern ist der Blasphemievorwurf ein häufiges Mittel, um Gegner mundtot zu machen. Wegen der Gesetzgebung wird Pakistan die Verletzung der Religionsfreiheit vorgeworfen.
Quelle: asia news