110 Tote bei religiöser Gewalt in Nigeria
Die Zahl der Todesopfer bei blutigen Gewaltakten zwischen Muslimen und Christen im Norden Nigerias ist inzwischen auf mindestens 110 gestiegen. Bei Bombenanschlägen auf zwei Kirchen und anschließenden Vergeltungsaktionen aufgebrachter Jugendlicher waren am vorletzten Junisonntag 70 Menschen getötet worden. Die blutigen Angriffe tragen die Handschrift der radikalislamischen Sekte Boko Haram. Einer ihrer Anführer sagte kürzlich: „Die Christen haben drei Möglichkeiten: sterben, auswandern oder zum Islam übertreten.“
Laut Massimo Introvigne, Leiter der „Beobachtungsstelle für Religionsfreiheit“ in Rom, unterstützen die meisten Muslime in der Bevölkerung diese Haltung nicht; 70 % von ihnen wollen mit den Christen friedlich zusammenleben. „Wir machen uns dennoch große Sorgen“, so Introvigne, weil es unterdessen „ein gefährliches Netzwerk terroristischer Gruppen zwischen Nigeria, Mali, Somalia und Kenia gibt, die eine religiöse Säuberung beabsichtigen. Das gleiche Ziel, die Christen zu vertreiben, wie wir es auch im Irak erlebt haben.“
Nigeria ist mit mehr als 160 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Der Anteil von Christen und Muslimen ist weitgehend ausgeglichen: Der Islam dominiert den Norden, das Christentum den Süden.