Explosion in der St. Peter-und-Paul-Kirche neben der Markuskathedrale im Stadtzentrum der ägyptischen Hauptstadt während der gestrigen Sonntagsmesse – Mindestens 25 Todesopfer und 50 Verletzte

Kairo – Trauer und Entsetzen herrschen unter den koptischen Christen in Ägypten und in der weltweiten Diaspora: Ein Sprengstoffanschlag während der gestrigen Sonntagsmesse in der St. Peter-und-Paul-Kirche im Stadtteil Abbasya der ägyptischen Hauptstadt Kairo – unmittelbar neben der Markuskathedrale – hat am Montagmorgen mindestens 25 Todesopfer und 50 Verletzte gefordert. Unter den Gottesdienstbesuchern spielten sich unbeschreibliche Szenen ab. Die ägyptischen Sicherheitsbehörden vermuten, dass das 12-Kilo-Sprengstoffpaket mit einer Damenhandtasche in die Kirche eingeschmuggelt wurde; die Explosion ereignete sich im rechten Bereich der dreischiffigen Kirche, wo sich normalerweise die Frauen versammeln. Unter den Opfern sind daher besonders viele Frauen und Kinder.

Al Azhar-Universität verurteilte den Anschlag als „furchtbares Verbrechen“

Die islamische Al Azhar-Universität hat am Sonntagvormittag den Anschlag als „furchtbares Verbrechen“ verurteilt, terroristische Angriffe auf Gotteshäuser und Morde an Schuldlosen seien „kriminelle Akte, die islamische Prinzipien zutiefst verletzen“. „Al Azhar“ brachte seine Solidarität mit den koptischen Christen zum Ausdruck und übermittelte Papst-Patriarch Tawadros II., den Familien der Opfer und dem „ganzen ägyptischen Volk“ sein „tief empfundenes Beileid“.

Präsident al-Sisi: dreitägige Staatstrauer für sein Land

Der ägyptische Präsident Abd-el-Fattah al-Sisi hat eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. In einer Stellungnahme kündigte er Ausforschung und strenge Bestrafung aller Mitschuldigen an. Der Terrorismus habe alle Ägypter zutiefst verletzt, aber Ägypten werde „gestärkt und geeint aus dieser Prüfung hervorgehen“. Die politischen Auswirkungen des Attentats in der St. Peter-und-Paul-Kirche sind nicht abzusehen, weil es die – der Opferzahl nach – am schwersten wiegende Attacke auf die koptische Gemeinschaft seit dem Sturz des Königs 1952 war.

Protestdemonstrationen gegen Innenminister für mangelnde Sicherheitsvorkehrungen

Gestern kam es in Kairo zu Protestdemonstrationen gegen Innenminister Magdy Abd-el-Ghaffar, der rund eine Stunde nach dem Anschlag an dem inzwischen hermetisch abgesperrten Tatort eintraf. Die Demonstranten verlangten eine genaue Untersuchung im Hinblick auf die Vorgangsweise der für die Sicherheit der koptischen Kathedrale und ihrer Umgebung verantwortlichen Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden.

Papst Franziskus betonte seine besondere Nähe zum koptisch-orthodoxen Patriarchen Tawadros II.

Papst Franziskus brachte am Sonntag beim Angelusgebet in Rom seine tiefe Verbundenheit mit den koptischen Christen zum Ausdruck. Angesichts der Attentate in aller Welt gebe es eine einzige Antwort: „Glaube an Gott und Einmütigkeit im Hinblick auf die menschlichen und staatsbürgerlichen Werte“. Zugleich betonte Papst Franziskus seine „besondere Nähe zum geliebten Bruder Tawadros II.“ (dem Papst-Patriarchen der koptischen Kirche, der sich zu einem Pastoralbesuch in Griechenland aufhielt, Anm.); er bete inständig für die Toten und die Verletzten.

Bischof Angelos, der als Generalbischof für die koptisch-orthodoxen Gläubigen in Großbritannien zuständig ist, unterstrich seine Trauer über die Nachrichten aus Kairo. Das Gebet sei mit allen, deren Leben so sinnlos geendet habe, mit den Verletzten, mit den Familien und den Gemeinden: „Wir beten auch für alle koptischen Gemeinden, die sich heute zum Gottesdienst versammeln und für die ganze ägyptische Gesellschaft, die Opfer einer solchen unmenschlichen Attacke geworden ist“. Sein Gebet gelte auch den „starken und widerstandsfähigen Christen“ Ägyptens, die mittlerweile gelernt hätten, mit solchen Attacken umzugehen. Bischof Angelos erinnerte daran, dass tags zuvor – am 10. Dezember – der Jahrestag der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte – begangen worden war. Die globale Gemeinschaft vernachlässige und vergesse leider von Gott gegebene Rechte und Freiheiten, die ohne Unterschied allen Menschen zukommen. Es seien diese Rechte, die alle Entscheidungen prägen müssen, wenn „Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit“ bewahrt werden sollen. (poi/csi)