Ausschreitungen schränken Leben der Christen ein
Managua – In dem von Präsident Daniel Ortega autoritär regierten Nicaragua hält die Gewalt an. Seit April sind in dem mittelamerikanischen Land über 200 Menschen bei den Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition getötet und etwa 2.000 verletzt worden. Auslöser war die Ankündigung von Ortega, die Renten zu kürzen. Unter den Toten sind dem Internet-Magazin „Evangelical Focus“ zufolge auch ein evangelikaler Pastor und fünf Familienangehörige. Oscar Velasquez Pavon und seine Frau Maritza Lopez sollen Pro-Regierungskräften den Zugang zu ihrem Haus in der Hauptstadt Managua verweigert haben. Daraufhin hätten diese mit Molotow-Cocktails das Haus in Brand gesteckt. Außer dem Ehepaar kam auch dessen Tochter, der Schwiegersohn sowie die drei Monate und drei Jahre alten Enkelkinder ums Leben.
Christliche Schulen und Kirchen von Straßenblockaden betroffen
Der aus Deutschland stammende Missionar Gerhard Mantei in Masatepe (bei Managua) bestätigte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea den Extremzustand in dem Land. Er könne nicht mehr vor die Tür gehen. Zu groß sei die Gefahr, ausgeraubt oder erschossen zu werden. Die Christen in Masatepe würden sich nur noch an fußläufig erreichbaren Versammlungsorten treffen. Es gebe zahlreiche Straßenblockaden. Das habe mittlerweile zu einer Lebensmittelknappheit geführt. Wegen der Straßensperren könne derzeit auch der Unterricht für etwa 1.100 Kinder an den beiden von ihm geleiteten christlichen Schulen in Masatepe und Santa Teresa nur eingeschränkt stattfinden. Er hoffe, dass sich der Schulbetrieb bald wieder normalisiere. Mantei arbeitet für das christliche Hilfswerk „Nehemia“ mit Sitz im hessischen Nidda. Die Tochterorganisation des pfingstkirchlichen Missionswerks „AVC – Aktion für verfolgte Christen“ betreibt Schulen, Krankenhäuser und andere humanitäre Projekte in rund 25 Ländern.
Lazarette in Kirchen
Auch die zuständige Projektleiterin des Schweizer Zweigs der Menschenrechtsorganisation „Christian Solidarity International“ (Christliche Solidarität Weltweit), Agnes Wertgen (Binz), spricht von einem Ausnahmezustand. Das Werk unterstützt Kinderprojekte der Karmeliter-Schwestern in Bluefields, Puerto Cabozas, Tipitapa und Santa Rosa. Sie fürchteten um die eigene Sicherheit und die der Kinder, so Wertgen. Die Regierung überwache ihre Arbeit sehr genau. Grund sei, dass katholische Kirchen ihre Gebäude vermehrt zu Lazaretten umfunktionierten. Freiwillige versorgten dort Verletzte, weil die Regierung es laut Wertgen den Krankenhäusern untersagt hat, verwundete Oppositionelle zu behandeln. CSI wurde 1977 in der Schweiz gegründet und hat dort seinen Hauptsitz. Die Organisation setzt sich für Religionsfreiheit und Menschenwürde ein. 56 Prozent der 6,3 Millionen Einwohner sind römisch-katholisch, 34 Prozent gehören verschiedenen protestantischen Gemeinschaften an. (Quelle: idea)