Algier
Algerien: Behörden schließen Kirchengebäude
Besonders hart trifft das Vorgehen der algerischen Behörden die protestantischen Kirchen.
Im November 2017 begann staatlicherseits das Durchgreifen gegen die EPA (L’Eglise Protestante d’Algerie), dem Dachverband der algerischen protestantischen Kirchen. Die Kirchengemeinden wurden aufgefordert Lizenzen nachzuweisen und es wurde mit Schließung der Kirchengebäude gedroht. Nur anerkannte Kirchen dürfen in dem muslimischen Land Gebäude besitzen und seit 2006 erhielten EPA-Mitgliedskirchen keine Lizenzen mehr von den zuständigen Behörden.
Um nach Außen die Religionsfreiheit zu wahren, werden andere Gründe von den Behörden gefunden um Kirchen zu schließen. Beispielsweise werden Baumängel oder fehlende Parkplätze angeführt. Gläubige geschlossener Kirchen werden in den Untergrund gezwungen und können sich nur im Rahmen illegaler Hauskirchen oder online treffen.
Die Behörden gehen auch gegen einzelne Gläubige vor. Seit Beginn der vermehrten Kirchenschließungen wurden mindestens zwölf algerische Christinnen und Christen u.a. wegen Blasphemie und Proselytismus zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren verurteilt.
Ein protestantischer Gemeindeleiter (der aus Sicherheitsgründen anonym bleibt) beklagt: „Es sind acht [Kirchengebäude] noch offen, aber man weiß nie, wie lange. Die verbleibenden werden von den Behörden überwacht und man weiß nie, was morgen passieren wird […] Die Situation ist ziemlich herausfordernd.“ Mit Blick auf die Gläubigen, viele von ihnen sind vom Islam konvertiert, sagt er weiters: „Die Kirche in Algerien wird niemals verschwinden, weil die überwiegende Mehrheit der Christen Berber und Kabylen sind. […] Nomadische Volksgruppen können sich überall treffen. Sie haben die Bibel in ihrer Muttersprache“
Gemäß der 2006 verabschiedeten Verordnung müssen alle nichtmuslimischen Kultstätten von der Nationalen Kommission für nichtmuslimische Kulte lizenziert werden. Die Kommission ist noch nie zusammengekommen und es wurden bis heute keine Lizenzen ausgestellt.