Die katholische Kirche in Pakistan hat am 13. Oktober zum Gebet für die wegen Blasphemie-Anschuldigungen zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi aufgerufen. „Ich flehe jeden an, für sie zu beten. Wir beten für eine Gerichtsentscheidung zugunsten dieser unschuldigen Frau.“ Dies sagte Emmanuel Yousaf Mani, Nationaldirektor der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der pakistanischen Bischofskonferenz, gegenüber dem römischen Onlineportal „AsiaNews“.

Anwalt durfte seine Mandantin nicht verteidigen
Mani hatte dem Termin am Höchstgericht in Islamabad beigewohnt, bei dem die vor sechs Jahren verurteilte Frau ihre letzte Chance auf Berufung gegen das Todesurteil gehabt hätte. Erneut kam die Anhörung nicht zustande – zumal einer der Richter, Iqbal Hameed ur Rehman, seine Teilnahme verweigerte. Er erklärte sich selbst als befangen, da er im Fall des früheren Gouverneurs von Salmaan Taseer in der Urteilsfindung mitgewirkt hätte. (Taseer war von seinem eigenen Leibwächter erschossen worden, der die Kritik des Politikers am Blasphemiegesetz als Tatmotiv angab, Anm.) Das Gericht habe bei der Anhörung „im Grunde gar nichts getan“, erklärte Mani. „Ich weiß nicht, warum Bibis Fall überhaupt mit jenem des ermordeten Gouverneurs in Verbindung gebracht wurde“. Der Anwalt der Verurteilten habe für die Katholikin reden wollen, dies sei ihm aber nicht gestattet worden.

Sabatina James: „Richter hatte Angst“

Es sei davon auszugehen, dass der Richter „Angst hatte, das Opfer freizusprechen, da er befürchtet, von islamischen Fundamentalisten hingerichtet zu werden“, kommentierte die in Pakistan geborene, nun in Deutschland lebende Islamkritikerin Sabatina James auf Facebook die Vorfälle. Bisher hätten es nur zwei pakistanische Politiker gewagt, sich öffentlich für Asia Bibi einzusetzen, und beide seien ermordet worden. James Angaben zufolge gab der von der Menschenrechtsaktivistin gegründete Verein „Sabatina e.V.“ Bibi Rechtsbeistand vor Ort durch den Anwalt Naeem Shakir, der sie auch bei der bislang letzten Verhandlung vor dem Hohen Gericht vertreten hatte. Werde im Falle eines Zustandekommens der Anhörung Bibis vor dem Höchstgericht das Todesurteil erneut bestätigt, so könne nur noch eine Begnadigung durch den pakistanischen Präsidenten helfen.

Der katholische Bischof der pakistanischen Diözese Faisalabad, Joseph Arshad, bezeichnete die Zeugenaussagen gegen Asia Bibi als „nicht zuverlässig“. Es gebe zudem bislang keinen anderen Fall in Pakistan, bei dem jemand aufgrund von Blasphemie gehängt worden sei. „Die Gerechtigkeit sollte maßgeblich sein und das Recht seinen eigenen Lauf nehmen“, so die Forderung des Bischofs.

 14. Oktober in Karachi: Islamische Hardliner fordern die Hinrichtung Asia Bibis

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Islamische Hardliner: Druck von der Straße
Der geplatzten Anhörung von Bibi in Islamabad waren enorme Sicherheitsmaßnahmen vorhergegangen. Tausende Polizisten waren zur Verhinderung von Unruhen stationiert, nachdem islamistische Hardliner den Druck auf die Regierung für die Verurteilung und Urteilsvollstreckung an Bibi erhöht hatten. In einer Erklärung hieß es, man werde im Falle einer Freilassung der Frau auf die Straße gehen, die Regierung an der Weiterarbeit behindern und eine Gegenregierung aufstellen. Drohungen wurden auch gegen alle Unterstützer Bibis ausgesprochen, darunter auch Botschafter.

Ähnlich setzten sich auch 150 sunnitische Imame in einer gemeinsamen Erklärung für eine Bestrafung der Christin nach den Scharia-Gesetzen ein.

Lackmustest für Pakistans Justiz und Politik
Der Fall Asia Bibi gilt als Lackmustest für Pakistans Justiz und Politik. „Es geht um Gerechtigkeit für Asia Bibi oder um den Sieg von religiöser Intoleranz und Extremismus in Pakistan“, sagte Samson Salamat, Vorsitzender der interreligiösen „Bewegung für Toleranz“ in Lahore, der Katholischen Nachrichten-Agentur. (AsiaNews/KNA)