Mar Louis Raphael I. Sako: „Es ist sehr traurig, mitanzusehen, wie die Menschen alles verlassen, um eine Zuflucht zu finden“
Tirana – „Man muss sich für den Frieden im Irak und in Syrien einsetzen, in den Ländern, wo die Kriegsflüchtlinge ihre Häuser, ihre Traditionen, ihre Sprache haben“: Dies betonte der chaldäisch-katholische Patriarch Mar Louis Raphael I. Sako im Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingssituation im Gespräch mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR. Der Patriarch äußerte sich am Rande des Assisi-Folgetreffens der Gemeinschaft Sant’Egidio in Tirana. Der Vorschlag von Papst Franziskus, dass jede Pfarre, jedes Kloster und jedes Wallfahrtsheiligtum in Europa eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen solle, sei auf diesem Hintergrund eine „Teil-Lösung“. Die Solidarität sei eine Notwendigkeit, „wir müssen unsere Herzen öffnen, mit den anderen teilen, was wir haben“. Aber das sei „provisorisch“, notwendig wäre eine Dauerlösung.
Sako: „Man müsste alles tun um den Frieden in den Herkunftsländern aufzubauen!“
Wörtlich meinte der Patriarch: „Es ist sehr traurig, mitanzusehen, wie die Menschen alles verlassen, um eine Zuflucht zu finden. Es ist auch die Schuld der internationalen Gemeinschaft, die diesen Ländern nicht hilft, einen Weg des Friedens und der Versöhnung zu finden und damit zulässt, dass der Exodus weitergeht während man eigentlich alles tun müsste, um den Frieden in den Herkunftsländern aufzubauen“. Man müsse sich auch die Frage stellen, wie die Flüchtlinge integriert werden sollen: „Sie kennen die Sprache nicht, sie müssen alles zurücklassen und finden sich in einer Umgebung wieder, in der eine andere Kultur, eine andere Mentalität herrschen“. Der chaldäisch-katholische Patriarch verlangte im Gespräch mit SIR eine „politische Lösung“, um das Problem des Exodus aus dem Nahen Osten an der Wurzel anzugehen. Es sei besser, den Menschen zu helfen, dass sie in ihrer Heimat bleiben können.
„Die ganze Welt kann nicht nur zusehen…“
Bei der Eröffnung des Assisi-Treffens von Sant’Egidio im Kongresspalast der albanischen Hauptstadt sagte der Patriarch: „Die Gewalt, die den Irak, Syrien und den ganzen Nahen Osten heimsucht, ist ein Schock. Ein Schock für unsere Länder, aber auch ein Trauma für die ganze Welt. Die Menschheit kann sich nicht damit begnügen, nur zu warten und zuzusehen“. (poi)